So etwas nennt man wohl eine Sternstunde – als allererster Tiroler Schwimmer holte Bernhard Reitshammer bei den Europameisterschaften in Kasan Edelmetall. Der Tiroler belegte über 100 Meter Lagen Rang drei, eroberte damit Bronze. „Das war mein 14. Rennen bei dieser EM. So viele Wettkämpfe in so kurzer Zeit hatte ich noch nie“, schnaufte der Absamer am Ende eines langen Tages – erschöpft, aber glücklich nach dem größten Erfolg seiner Karriere.
Auf den 100 Meter Lagen überraschte Reitshammer alle: die Experten, die Buchmacher, sich selbst. Der 27-Jährige, der wegen seines Mammutprogramms kurzerhand „Marathon-Mann“ getauft worden war, sicherte sich diese Medaille in neuer österreichischer Kurzbahn-Rekordzeit von 51,91 Sekunden. Auf Gold fehlten 96 Hundertstel, auf Blech und Rang vier nur drei. Landsmann Heiko Gigler wurde Fünfter.
„Es ist ein Traum wahr geworden, unglaublich. Darauf arbeitet man als Athlet all die Jahre hin, um einmal da oben auf dem Podest zu stehen“, sagte Reitshammer, der wie gewohnt ruhig und besonnen blieb. Und er ergänzte: „Die meisten Leute sehen gar nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt. Die sehen meist nur die Sonnenseiten des Sportlerlebens, aber nicht, wie lange man am Tag dafür trainieren muss. Und dass mir nach dem Training jeder einzelne Muskel wehtut, ich stets an Grenzen gehen muss, um mich zu verbessern. Da ist so ein Erfolg, eine riesengroße Bestätigung.“
Dieses Rennen über 100 Meter Lagen sei sicher sein bisher bestes gewesen, aber dennoch wollte der Perfektionist vom Wort „perfekt“ nichts wissen. „Es gibt noch jede Menge zu verbessern. Auf den ersten 50 Metern habe ich zu viel Zeit liegen gelassen, auf dem zweiten 50er war ich dann, glaube ich, sogar der Schnellste“, erzählte der zweite Medaillengewinner in Kasan nach Lena Grabowski (200 Meter Rücken).
Für Tirol ist der Erfolg jedenfalls historisch: Zum ersten Mal überhaupt holte sich ein Tiroler Schwimmer bei einer EM (Kurzbahn und Langbahn) eine Medaille.
