Fast sieben Jahre hatte es nach seiner Dopingbeichte 2008 gedauert, doch nun dürfte Bernhard Kohl endgültig seinen Frieden mit dem Radsport geschlossen haben. Bei seiner Rückkehr auf die Straße triumphierte der inzwischen 33-Jährige bei der Dolomitenrundfahrt. Vor den Augen seiner beiden Kinder Raphael (1) und Mariella (4), die im Ziel warteten, als der klatschnasse Papa nach 233 Radkilometern und 5.234 Höhenmetern in Lienz einfuhr. Hinter ihm: weit und breit niemand. Vor ihm: die Ziellinie der Dolomitenrundfahrt. Und damit ein Sieg, der belegte: „Ich weiß noch, wie es geht.“
Bernhard Kohl, Ex-Profi, Ex-Dopingsünder, gewann die mit fast 2.000 Teilnehmern gespickte zweite Auflage des Osttiroler Marathons. Der 33-Jährige hatte seinen beiden Tiroler Kontrahenten Daniel Rubisoier und Stefan Kirchmair sage und schreibe über 13 Minuten abgenommen. „Jeder, der sich für die Tour de France vorbereitet, sollte einmal hier fahren. Die Strecke hat alles, was man dafür braucht“, streute Kohl Rosen. Zu schaffen machte ihm weniger die Konkurrenz als der strömende Regen, der während des Rennens einsetzte: „Wenn ich mich an die Profizeit erinnere, dann denke ich an die angenehmen und positiven Dinge. Nicht an so ein Wetter.“
Was jedoch die Erinnerungen der Rad-Welt an Kohls Zeiten angeht, so überwiegen weniger die positiven Dinge. 2008 war Kohl sensationell auf Gesamtrang drei der Tour de France gefahren und hatte die Bergwertung gewonnen, ehe kurz darauf der tiefe Fall folgte. Dem Gerolsteiner-Profi wurde die Verwendung des Dopingmittels EPO nachgewiesen, Kohl selbst legte unter Tränen ein Geständnis ab und verschwand 2009 endgültig von der Bildfläche. Bis zum Triumph in Lienz.