Die Hoffnung ging in Tränen unter


Lisa Hauser - da wäre mehr möglich gewesen / GEPA Deutete auch in Hochfilzen sein großes Potenzial an - der Tiroler Felix Leitner / GEPA Leitner im Duell mit dem Norweger Erlend Bjöntegaard / GEPA Spannendes Duell um den Staffelsieg - Benedikt Doll (li.) gegen Thingnes Bö / GEPA Die siegreiche norwegische Staffel in Hochfilzen / GEPA Starke Startläuferin - Julia Schweiger übergab als Dritte / GEPA

Seit 2010 warten die Österreicher auf einen Einzel-Podestplatz beim Biathlon-Weltcup in Hochfilzen. Heuer schien der angesichts einer Krankheitsserie außer Reichweite, also müssen sich die Fans bis 2020 gedulden, da sollte der Weltcup im Dezember dann unter dem Motto stehen: zehn Jahre Warten sind genug. Apropos – den Fans hat das Spektakel auch sehr gefallen, rund 30.700 Zuschauer sorgten während der drei Wettkampftage für ein Sportfest der Extraklasse.

Dabei hatte alles recht akzeptabel begonnen – im Sprint hatten sich sowohl Lisa Hauser wie auch Felix Leitner sehr gute Ausgangspositionen für die Verfolgung geschaffen. Hauser hatte sich mit einem starken elften Platz selbst ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk erarbeitet, war am Schießstand zweimal fehlerfrei geblieben: „Das lässt für die Verfolgung hoffen!“

Ähnlich bilanzierte nach dem Sprint auch Hausers engerer Landsmann, Felix Leitner. Der Wahl-Hochfilzner war als Achter ins Ziel gekommen und hatte danach natürlich Appetit auf mehr. Nur eines war auch Leitner klar – gegen Seriensieger Johannes Thingnes Bö, der mit seinem insgesamt 39. Weltcupsieg auch den Sprint von Hochfilzen für sich entschieden hatte, ist kein Kraut gewachsen.

Was sich letztlich in der Verfolgung für alle Konkurrenten des Norwegers fast schmerzhaft bestätigte. Da feierte Bö mit einer fast atemberaubenden Leichtigkeit in der Loipe und beim Schießen seinen sechsten Erfolg im Tiroler Biathlon-Mekka, den insgesamt 40. in seiner Karriere.

Und ein Ende ist weit und breit nicht in Sicht. Wohl aber eine Pause. Ehefrau Hedda erwartet im Jänner das erste gemeinsame Kind: „Ich muss, nein, ich möchte zu Hause sein, wenn die Geburt naht. Mal schauen, wie lange ich bei meiner Familie sein kann, den Reiseplan entscheide ich spontan“, sagte Bö, der am Tag zuvor den einstigen Dopingsünder Alexander Loginow (RUS) und Émilien Jacquelin (FRA) auf die Ehrenplätze verwiesen hatte. Wie auch der viertplatzierte Slowene Jakov Fak blieb das Siegertrio bei 20 Versuchen ohne Fehlschuss.

Den Österreichern, auch Leitner, blieben nur Nebenrollen. Felix hatte am Schießstand kein Glück, beendete die Konkurrenz auf Platz 20, Julian Eberhard kam nach drei Strafrunden zwei Ränge dahinter ins Ziel. Soweit zur ersten – zumindest kleinen – Enttäuschung rund um das ÖSV-Team.

Weil dann auch die Damenstaffel nicht einmal im Ansatz die Erwartungen nach Platz sieben beim Weltcupauftakt in Östersund erfüllen konnte, war die Stimmung irgendwie am Tiefpunkt angelangt. Dabei hatte Startläuferin Julia Schwaiger sogar als Dritte übergeben, von Katharina Innerhofer wusste man, dass sie in Form war.

Doch dann der Schock. Innerhofer patzte schon im ersten Schießen nach Noten, musste dreimal in die Strafrunde und war am Ende untröstlich: „Es tut mir unheimlich leid für die Mannschaft. Die Windverhältnisse waren anders als beim Einschießen, ich habe reagiert, aber ich weiß nicht, wo die Schüsse waren. Ich bin beim Liegendschießen schon echt verzweifelt.“ Lisa Theresa Hauser (zwei Nachlader) und Christine Rieder (kein Nachlader) betrieben nur noch Schadensbegrenzung. Der Sieg ging an Norwegen vor Russland und der Schweiz.

Von der angesagten Wiedergutmachung am Schlusstag war dann – leider – nichts zu sehen. In der Verfolgung der Damen passierte der als optimistische Elfe gestarteten Lisa Hauser ein ähnliches Blackout wie schon bei der WM 2019. Damals hatte sie alle fünf Schüsse auf einen neben ihr liegenden Stand abgegeben, diesmal waren es drei. „Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich das noch einmal durchmachen muss“, meinte eine aufgelöste Lisa im Anschluss. „Vor heimischer Kulisse wünscht man sich etwas anderes.“

Es war nicht ihr Tag, es war auch nicht jener der österreichischen Herren. Denn nach Simon Eder und Lokalmatador Dominik Landertinger fiel auch Julian Eberhard für die abschließende Staffel aus. Das bescherte dem jungen Patrick Jakob, der für Rennen der zweiten Leistungsstufe (IBU-Cup) in Ridnaun vorgesehen war, einen Blitzstart. „Damit hätte ich nicht gerechnet, aber es freute mich dann umso mehr“, gestand der 23-Jährige aus St. Ulrich am Pillersee.

Sein Rückfall von Platz acht auf Platz 14 war ein achtbarer, auch wenn der Hoffnungsträger einiges an seiner Schießleistung auszusetzen hatte. Es wurde am Ende Platz 12 – bei der WM vor zwei Jahren hatte das ÖSV-Team mit einem fulminanten Schlussläufer Dominik Landertinger noch über Bronze jubeln können.

Der Sieg vor 10.700 Fans ging in einer knappen Entscheidung an Favorit Norwegen, damit stand Topstar Johannes Thingnes Bö auch im dritten Hochfilzen-Rennen ganz oben. Den Staffelerfolg fixierte er im Duell mit Deutschlands Schlussläufer Benedikt Doll aber erst auf der Zielgeraden.