Die Gunst des Heimsieges


In der Heimat pünktlich im Ziel - Vincent Kriechmayr / GEPA Der große Abräumer in Hinterstoder - Alexis Pinturault / APA

Die Reaktionen waren schon irgendwie lustig bei der Startnummernauslosung, als viele Fans sich fragten, ob Vincent Kriechmayr ausgerechnet jetzt, wo der Fasching vorbei ist, vielleicht „narrisch“ geworden sei. Wie kann einer just für den Super-G, wo es nur eine Besichtigung gibt, aus freien Stücken die Startnummer eins wählen?

Die Antwort des vermeintlichen Spaßvogels aus Gramastetten fiel eindrucksvoll aus. Weil sich diese Nummer bei frühlingshaften Temperaturen und zusehends nachlassender Piste als Glücksgriff herausstellen sollte. Und weil der Lokalmatador ganz einfach Vertrauen in Form und Können und keine Lust auf Funksprüche und andere Ratschläge hatte. Also marschierte er vorneweg und verwies letztlich im Hundertstel-Krimi den Schweizer Mauro Caviezel (+0,05) und Matthias Mayer (+0,08) auf die Ehrenplätze.

In Hinterstoder herrschte jedenfalls Volksfeststimmung. Dank der beiden Athleten auf dem Podest schien auch die Hierarchie gewissermaßen wieder geradegerückt – wenn auch vorerst nur für einen Tag. Denn schon in der Kombination war das Stockerl für die ÖSV-Läufer außer Reichweite. Da war mit Alexis Pinturault einer der großen Favoriten nicht zu schlagen. Plötzlich fehlten auf den Führenden in der Weltcup-Wertung, den Norweger Kilde, nur 34 Punkte. „Die Schlacht ist eröffnet“, schmunzelte Pinturault, der mit sechs Kombi-Siegen zum Rekordhalter vor einem weiteren Norweger, Kjetil Andre Aamodt, aufstieg.

Und die Österreicher? Die waren durch Matthias Mayer (6.) und Marco Schwarz (8.) im Mittelfeld vertreten. „Es hätte besser sein können, aber man hat gesehen, dass die Piste nachgelassen hat und einfach nicht mehr drin war. Aber man darf nicht immer alles schlechtreden, das war schon in Ordnung“, meinte ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher.

Ähnlich dürfte auch Pinturault gedacht haben, nur 24 Stunden später machte der Franzose mit seinem Triumph im RTL den Hinterstoder-Doppelpack perfekt. Die ÖSV-Armada dagegen blieb in dieser Disziplin einmal mehr vieles schuldig. Trotz Steigerung im zweiten Durchgang reichte es abermals – wie zuletzt in Yuzawa Naeba und Garmisch-Partenkirchen – für keinen Top-Ten-Platz. Manuel Feller war als Elfter zumindest nah dran.

Wie es geht und wie es läuft, wenn man vollgepumpt mit Selbstvertrauen ist, demonstrierte Pinturault. Just dort, wo er vor neun Jahren als 19-Jähriger seine ersten Weltcup-Punkte bejubelt hatte, feierte der Franzose seinen 14. Riesentorlauf-Erfolg und zog dabei mit Hermann Maier und Benjamin Reich gleich.

Und dank seines vierten Super-G-Platzes und des Kombi-Triumphes löste der Edel-Allrounder den Norweger Aleksander Aamodt Kilde als Gesamtweltcup-Führenden ab. Das alles nach seinem 250. Weltcup-Auftritt. „Ich hoffe, bald wieder hier Rennen fahren zu können“, meinte Pinturault zufrieden.