Bis zum Skifliegen in Harrachov war er „nur“ der Skispringer der Stunde. Denn vor den ganz großen Schanzen, auf denen man weit über 200 Meter segeln kann, hatte Thomas Morgenstern bisher Respekt. Zumindest so viel, dass der Herr der Sprungschanzen auf den Flugschanzen nie gewinnen konnte. Bis heuer.
Seit Jänner gelten die Kräfteverhältnisse der Vierschanzentournee auch beim Skifliegen. Thomas Morgenstern setzte sich nach seinem zweiten Platz im Auftaktfliegen hinter Martin Koch am zweiten Tag vor dem Schweizer Simon Ammann durch. Der Kärntner, der wie kaum ein anderer auf den Spaßfaktor setzt, hatte offensichtlich wieder einmal Spaß wie kein anderer. Fazit: Er war bei seinem 21. Sieg im Weltcup eine Klasse für sich. Mit 211,5 und 193 Metern flog er zehn Punkte Vorsprung gegenüber Ammann heraus.
Der Schweizer Dauerrivale des rot-weiß-roten „Superadlers“ hatte im ersten Umgang einen Gewaltsflug von 215,5 Metern in den Auslauf des Teufelsbergs gelegt. Aber ein Flug ist erst perfekt, wenn die Landung gelingt. Und Ammann konnte die Kräfte, die da auf ihn einwirkten, nicht bändigen, griff mit den Händen in den Schnee – und das Reglement wertet so einen Flug als gestürzt. Deshalb wurde seine Weite auch nicht als Schanzenrekord gewertet.
Die Tschechen freuten sich über den dritten Platz ihres Landsmannes Roman Koudelka, der den Polen Adam Małysz in Schach hielt.
Die Österreicher präsentierten sich wieder einmal mannschaftlich stark. Wolfgang Loitzl landete auf Platz fünf. Martin Koch musste sich mit dem neunten Platz begnügen. Gregor Schlierenzauer wurde 13.
Thomas Morgenstern jedenfalls hat sich mit diesem Weltcup-Sieg im Skifliegen endgültig als ganz Großer in der Skiwelt etabliert. Was ihn derzeit so stark macht? „Ich habe einfach riesigen Spaß.“ Und wenn er Spaß hat, dann hört sich der Spaß für seine Konkurrenten auf. Und so – so der Thomas – soll es auch bleiben.