Die Verschmutzung an der – eigentlich – malerischen Guanabara-Bucht vor Rio de Janeiro stinkt zum Himmel. Seit Jahr und Tag. Insbesondere an der gut 13 Kilometer langen Brücke, welche die Olympia-Metropole von 2016 mit seiner Satellitenstadt Niterói verbindet, sammelt sich flächendeckend Unrat: Treibgut, Plastikteller, Puppen, Tierkadaver. Die Dreistigkeit, mit der die Brasilianer bei der Müllentsorgung zu Werke gehen, verschwimmt zu einem Bild des Grauens.
Mit seiner nach einem Trainingsaufenthalt im Frühjahr geäußerten Kritik („Es ist das Grauslichste, was sich je in einem Meer gesehen habe!“) schaffte es der Tiroler 49er-Steuermann Nico Delle-Karth sogar in die New York Times. Allen inzwischen angelaufenen Bemühungen der Olympia-Organisatoren zum Trotz wurden just Delle-Karth und sein Vorschoter Niko Resch bei der olympischen Testregatta vor Rio von der Vergangenheit bzw. Gegenwart eingeholt.
Die 49er-Asse, Olympia-Vierte in London 2012, befanden sich auf dem Weg zu einem sicher scheinenden Wettfahrtsieg, ehe das Boot nach und nach an Geschwindigkeit einbüßte. Plastiksäcke und Äste hatten sich an Schwert und Ruder festgesetzt. Es bedurfte schon eines seglerischen Kunststückes, um diese während der Fahrt vom ungebetenen Ballast zu befreien. Statt der überlegenen Führung fanden sich die beiden schließlich auf Platz zehn wieder – und rutschten am Ende vom zweiten auf den fünften Gesamtrang zurück.
„Enttäuscht“ und „extrem verärgert“ blickte Delle-Karth auf den Vorfall zurück. „Wir haben schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmt, aber erst auf den richtigen Zeitpunkt warten müssen, um Schwert und Ruder in die Höhe zu bekommen. Der 49er ist extrem kippelig, man kann sich ausrechnen, was passiert, wenn die Stabilität noch geringer wird oder die Lenkung ausfällt – überhaupt bei Wind“, schäumte der Innsbrucker und meinte weiter: „Ich hoffe sehr, dass sie es bis 2016 schaffen, den Dreck und Abfall aus der Bucht zu fischen, sonst wird das Regattieren auf den innerliegenden Bahnen zur Lotterie.“