Das Horn rief nach mehr


Am letzten Kilometer vor dem Ziel am Glockner zündete Ben Hermanns (Bild) den Turbo, holte Ben O’Connor ein und übernahm die Gesamtführung - die Vorentscheidung in der Tour / EXPA Die Fahrer des Team Tirol mischten in der Ö-Tour kräftig mit / APA/EXPA Der große Sieger der Österreich-Rundfahrt, Ben Hermanns / APA/EXPA Georg Zimmermann vom Team Tirol gewann das Bergtrikot / APA/EXPA Fuhr zwei Tage lang im Trikot des besten Österreichers - der Tiroler Patrick Gamper / APA/EXPA

Die Österreich-Radrundfahrt ist Geschichte – für die diversen spannenden Kapitel zeichneten nebst Wiederholungstäter Ben Hermans, der recht eindrucksvoll seine Triumphfahrt vom letzten Jahr bestätigte, auch einige Österreicher verantwortlich. Vor allem das Finale der Ö-Tour mit Ziel am Kitzbüheler Horn hatte es in sich.

Deshalb steht heuer schon fest: Kitzbühel und das Horn wir auch in den Jahren 2020 und 2021 als die wahrscheinlich alles entscheidende letzte Etappe im Programm aufscheinen. Ein absoluter „Scharfrichter“ am letzten Tag also.

Speziell wegen der Passage im sogenannten Knödelfleischgraben. Diese ist in der Radsportszene berüchtigt und gefürchtet, vor allem aufgrund des 22,3 Prozent steilen Abschnitts kurz vor dem Ziel. Dort also, wo die Beine und der Kopf streiken und wo bei vielen Athleten sprichwörtlich nichts mehr geht – rien ne va plus sozusagen.

Für eines der oben erwähnten Kapitel sorgte Österreichs Tour-Hoffnung Riccardo Zoidl. Der Oberösterreicher wollte im finalen Anstieg dieser Rundfahrt nicht nur eine Entscheidung, sondern auch möglichst schnell zu seiner kleinen Tochter Anna, die quirlig im Ziel beim Alpenhaus herumsprang.

Und dem 31-Jährigen schien das sogar zu gelingen. Zoidl, der rund vier Kilometer vor dem Ziel attackiert und gut 20 Sekunden Vorsprung herausgefahren hatte, schien auf dem Weg zu einem Podestplatz. Doch just beim Einstieg in den Knödelfleischgraben fehlten die „Knödel“, war es mit der Herrlichkeit vorbei.

Die Hoffnung auf die Sensation war dahin – am Ende gab es für den beherzten Angriff zwar viel Beifall, doch es blieb bei Platz sieben in der Gesamtwertung als bester Österreicher. „Ich habe alles riskiert, aber irgendwann ist mir dann die Kraft ausgegangen. Schade, ich habe mich richtig gut gefühlt“, sinnierte Zoidl.

Das Rote Trikot des Siegers landete zum zweiten Mal in Folge im Kleiderschrank von Ben Hermans. Der 33-jährige Belgier von der Israel Cycling Academy blieb trotz zahlreicher Attacken cool. „Ich bin sehr glücklich, dieser Erfolg bedeutet mir viel“, sagte Hermans.

Weitere herausragende Kapitel dieser Rundfahrt? Bester Tiroler und sechsbester Österreicher wurde der Stubaier Benjamin Brkic (Felbermayr Wels) – im Gesamtklassement belegte er Rang 44, der Deutsche Georg Zimmermann (Tirol Cycling Team) sicherte sich den Sieg in der Bergwertung. Eine sensationelle Leistung, die beste Empfehlung für ein Profiteam.

Aufgezeigt hatte auch Patrick Gamper – nach dem Prolog der 71. Österreich-Tour hatte er sich das orange Trikot des besten Österreichers überstreifen dürfen: „Das ist etwas ganz Besonderes. Mein erstes Trikot bei der Ö-Tour.“

Oder die Glocker-Etappe – just bei der „Flamme rouge“ startete Ben Hermans für den letzten Kilometer den Turbo, holte im Finish noch den Australier Ben O’Connor ein und schnappte sich neben dem Titel des Glocknerkönigs auch das Rote Trikot des Gesamtführenden der 71. Ö-Tour.

„Am Großglockner zu gewinnen, diese Chance bekommst du vielleicht nur einmal im Leben. Ich habe noch einmal alles gegeben“, erklärte Hermans im Ziel.