Corona hin, Wetterpech her – trotz der Probleme vor Beginn waren die Alpinen Skiweltmeisterschaften 2021 in Cortina eine Erfolgsgeschichte: für den Sport, für die Organisatoren und den Österreichischen Skiverband (ÖSV). Die zahlreichen Verschiebungen vermochten das positive Fazit der Titelkämpfe jedenfalls nicht zu trüben – das größte internationale Sportevent seit Beginn der Pandemie avancierte zum Vorzeigeprojekt.
Speziell für Österreich wurde Cortina zum Riesenerfolg, der Medaillenspiegel zur klaren Angelegenheit für die Mannschaft von Verbandspräsident Peter Schröcksnadel, der im Vorfeld sechs bis acht Medaillen gefordert hatte, am Ende waren es acht. Mit fünfmal Gold, einmal Silber und zwei Bronzemedaillen holte sich die rot-weiß-rote Skination Platz eins im Medaillenspiegel vor der Schweiz (3/1/5), Frankreich (2/1/2) und Norwegen (2/0/1).
Eingeleitet wurde die ÖSV-Erfolgswelle von Vincent Kriechmayr mit dem Sieg im Super-G und dann in der Herren-Abfahrt. Die gewann zur besonderen Freude Schröcksnadels erstmals seit 18 Jahren wieder ein ÖSV-Athlet. Mit davor Gold im Super-G und eben dem Speed-Double schwang sich der Oberösterreicher auf Augenhöhe zu Legenden wie Hermann Maier und Bode Miller auf. Ihnen war das als bisher einzigen Athleten bei einer WM gelungen.
Mit Ende der Speed-Bewerbe war der Medaillenreigen bei den Herren nicht beendet, und auch eine der ÖSV-Damen rückte in den Mittelpunkt. Katharina Liensberger und Marco Schwarz sorgten für die nahtlose Fortsetzung der Erfolgsstory. Liensberger holte erst den Titel bei der WM-Premiere des Parallel-Bewerbs, Schwarz gewann die Kombi. Noch mehr glänzten die Bronzemedaillen, die beide im Riesenslalom eroberten.
Im Slalom sprang Newcomer Adrian Pertl für Schwarz und Co. in die Bresche und als Zweiter auf das Podest. Der emotionale Höhepunkt davor war Liensbergers Gold im Slalom, dem ersten einer Österreicherin seit Marlies Schild. Die 23-Jährige beendete zugleich die jahrelange Regentschaft der US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin, die viermal hintereinander Weltmeisterin im Slalom geworden war und in Cortina als Dritte unglaubliche zwei Sekunden auf Liensberger verlor. Der zweitplatzierten Slowakin Petra Vlhova nahm die Vorarlbergerin genau eine Sekunde ab. Im Parallel-Bewerb wurde Liensberger erst nach Intervention des ÖSV zur Ex-aequo-Siegerin erklärt, nachdem sie zunächst als Zweite hinter der Italienerin Marta Bassino gewertet worden war.
Wie auch immer – mit zwei Goldmedaillen und einer aus Bronze schwang sich Liensberger zum Superstar der zweiten WM-Woche auf und zog mit der Schweizerin Lara Gut-Behrami gleich, die neben Bronze in der Abfahrt Gold in Super-G und Riesentorlauf erobert hatte. Vier Medaillen gingen an Shiffrin, aber nur in der Kombi war es Gold.
Wenn man einmal von Romed Baumann absieht, dem Tiroler, der für den Deutschen Skiverband fährt, mussten dafür Tirols alpine Hoffnungen wie Manuel Feller (Silber 2017), Stephanie Venier (Silber 2017), Steffi Brunner, Michael Matt (Silber 2019) und Co. ohne WM-Edelmetall die Heimreise antreten; der TSV also erstmals seit 1999 (Vail) ohne Medaille. Für Baumann dagegen war Silber im Super-G die Krönung eines langen Weges, den der Hochfilzener seit 2019 mit dem deutschen Skiverband geht.