„Bin kein Märtyrer, eher Wegbereiter“


Karl Schranz und eine Wand voll mit Erinnerungen / Foto: Parigger

Karl der Große vom Arlberg wurde 75. Herzliche Gratulation! Gefeiert wurde in der Heimat, in St. Anton, das Festl für den Ehrenbürger des WM-Ortes von 2001 hatte die Gemeinde ausgerichtet. Als Dankeschön an den Jubilar, angestoßen wurde ab 19:38 Uhr, gleichsam als Erinnerung an sein Geburtsjahr. Auch wenn der Rücken bisweilen etwas „zwickt“, der Herr Karl hält sich fit und genießt das Leben, nicht zuletzt, weil er seine lange aktive Laufbahn ohne Verletzungen überstanden hat.

Schon vor der Einführung des Weltcups durch Skipapst Serge Lang im Jahre 1967 hatte der heute 75-Jährige unter anderem viermal die damals bedeutende Arlberg-Kandahar-Kombination gewonnen, es folgten zwei Gesamtsiege im Weltcup (1969 und 1970), insgesamt holte er dreimal WM-Gold und siegte in den Abfahrten in Kitzbühel und Wengen je viermal. Nur den Kampf um Olympiagold verlor Schranz. Bei den Winterspielen in Innsbruck 1964 holte er Silber im Riesentorlauf, vier Jahre später stand er in Grenoble kurze Zeit sogar als Slalom-Olympiasieger fest. Schranz hatte wegen einer Behinderung den zweiten Lauf nochmals absolvieren dürfen, markierte Gesamtbestzeit, wurde aber nachträglich doch disqualifiziert. Gold erhielt stattdessen der Franzose Jean-Claude Killy.

Dann kam Olympia 1972 in Sapporo, das in der Biografie des Arlbergers einen besonderen Platz einnimmt. Schranz reiste als Abfahrtsfavorit nach Japan, wurde aber kurz vor dem Rennen wegen dem so genannten „Amateurparagrafen“ von den Spielen ausgeschlossen. Ein Foto von einem Prominentenfußballspiel im Sommer hatte ihn in einem Trikot mit dem Werbelogo eines Kaffeeherstellers gezeigt.

In Österreich kochte wegen des Unrechts gegen den Skistar die Volksseele über. IOC-Chef Avery Brundage hatte Schranz stellvertretend für alle anderen Rennläufer bestraft, bei seiner Rückkehr bereiteten ihm mehr als 100.000 Menschen einen triumphalen Empfang in Wien, wo er vom Balkon des Kanzleramtes winkte. „Der Ausschluss war das Schlimmste, das man einem Sportler antun konnte“, sagte Schranz rückblickend. Als Märtyrer sieht er sich aber keineswegs, eher als einer der Wegbereiter des modernen Profisports. „Es ist eine Genugtuung, dass ich heutigen Athleten die Möglichkeit verschafft habe, mit ihren Leistungen Geld zu verdienen“, sagte Schranz.