Damit hat im Tiroler und wohl auch im österreichischen Football-Lager wirklich niemand gerechnet – mit dem Scheitern der Swarco Raiders im Halbfinale der Eurobowl. Die Tiroler wurden gleichsam nach zwei Jahren souveräner Regentschaft vom europäischen Thron vertrieben.
„Das ist der bitterste Tag, seit ich Trainer der Swarco Raiders bin. Ich bin stinksauer“, versuchte Headcoach Santos Carrillo in den ersten Sekunden nach der 27:29-Niederlage die Fassung zu wahren: „Wir haben in entscheidenden Momenten die Konzentration verloren. Es wäre meine Aufgabe gewesen, das zu verhindern“, nahm er die Schuld auf sich.
An Runningback Tory Cooper jedenfalls lag es nicht, der Amerikaner machte erneut ein starkes Spiel, in dem vor allem die letzten Sekunden für großen Ärger sorgten. Denn am Ende des vielleicht hochklassigsten Spieles der Vereinsgeschichte hatten die Raiders 95 lange Sekunden Zeit, um ein Field Goal oder einen Touchdown zu erzielen. Eine Ewigkeit sozusagen.
Davor war viel passiert: Zum Beispiel ein Touchdown auf jeder Seite in der ersten Minute des Spieles. Dann eine sensationell aufspielende Berliner Mannschaft in der ersten Hälfte, als die Tiroler so dominiert wurden wie früher nur von den Vienna Vikings. Gefolgt von einer wahren Leistungsexplosion der Swarco Raiders vor 4.300 Fans in der zweiten Hälfte. Und schließlich eine verpasste Riesenchance, als die Tiroler einen von den Berlinern fallen gelassenen Punkt nicht sichern konnten.
Aber all das zählte nicht mehr. Es stand 27:29, die Raiders hatten den Ball an der eigenen 7-Yard-Linie. Und es lief gut. Meter um Meter spielte sich das Team von Santos Carrillo nach vorne. Scheinbar unaufhaltsam. Schließlich waren sie 13 Yards von der Berliner Endzone entfernt. Und noch immer war Zeit auf der Uhr. Vielleicht sogar zu viel Zeit.
Denn statt auf ein entscheidendes Field Goal zu setzen, versuchten sich die Tiroler am Touchdown. Der erste Spielzug brachte nichts. Vor dem zweiten leistete sich das Team eine in dieser Situation überflüssige Strafe wegen Spielverzögerung. Und im dritten Versuch dann das Drama: Quarterback Leon Jackson III. verlor per Fumble den Ball. Und plötzlich war das Spiel aus. Und damit auch der Traum vom Eurobowl-Triple.