Ärger über Ligety


US-Skistar mit einem Schuss Unfairness / GEPA Heute war es aussichtslos ... / APA/EXPA

Viele Stunden vor Sonnenaufgang, lange bevor die Verschwörungstheorie von US-Skistar Ted Ligety in Sölden die Runde machen sollte, war Isidor Grüner um fünf Uhr morgens auf allen vieren am Starthaus vorbeigekrochen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Böen von bis zu 120 km/h fegten dem Pistenchef um die Ohren, an ein aufrechtes Vorwärtskommen war ebenso wenig zu denken wie an ein Rennen.

„Das Risiko war viel zu groß. Das konnten wir nicht verantworten“, erklärte Grüner, der bereits um vier Uhr morgens mit der Lawinen-Kommission angerückt war. Wenig später sollte auch FIS-Rennchef Markus Waldner auftauchen. Die Prognosen waren schlecht, eine Verschiebung daher keine Option. Und daher hieß es um 6.45 Uhr wie erwartet: Race cancelled.

Schon zuvor war darüber geschmunzelt worden, dass dem abwesenden Marcel Hirscher eine Absage recht gut ins Konzept passen könnte. Einer fand das nicht lustig, sondern nahm das ernst – und das war mit dem 33-jährigen Ligety der erfolgreichste aktive Riesentorläufer. „Es ist etwas seltsam, wenn ein Rennen schon um 6.45 Uhr früh abgesagt wird, an dem Österreichs größter Star nicht teilnehmen kann“, schrieb der fünffache Weltmeister auf Twitter. Und Ligety legte nach: „Wenn der Präsident des ÖSV schon Tage vorher erzählt, dass das Rennen abgesagt wird, dann stinkt das.“

„So ein Blödsinn“, entgegnete Peter Schröcksnadel, sprach nicht zuletzt von einem Affront gegen die Veranstalter, blieb aber betont entspannt. Dafür schienen ihm die Vorwürfe zu absurd. „Dass das Wetter am Sonntag nicht gut sein wird, hat man gewusst. Aber ich habe immer gesagt: Wenn ein Rennen irgendwie möglich sein wird, dann wird es vom OK-Team und allen Beteiligten möglich gemacht. Heute war es aussichtslos.“

Eine vorschnelle Absage verwies er allein schon aus wirtschaftlichen Gründen in das Reich der Phantasie: „Wir treten ja nicht als Veranstalter auf, damit wir Rennen absagen“, sagte Schröcksnadel und sprach von einem finanziellen Verlust – trotz Versicherung.

Jakob Falkner, seit der Gletscher-Premiere 1993 OK-Chef des Weltcup-Auftakts am Rettenbachferner, wollte erst gar nicht näher auf Ligety eingehen. Nur so viel: „Ich halte prinzipiell nichts von ‚Hätti-wari-Diskussionen‘. Als das Rennen abgesagt wurde, hat rein gar nichts für eine Durchführung gesprochen.“