Anders als erwartet


Ausnahmekönner Schlierenzauer / Foto: Parigger

Man muss Gregor Schlierenzauer nicht gut kennen, um zu wissen: Das Lächeln, das der Stubaier nach zwei überragenden Sprüngen auf der mit 20.000 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllten Oberstdorfer Schattenbergschanze beim Interview aufsetzte, spiegelte sein Innenleben nur in Ansätzen wider. „Ich habe noch Reserven“, meinte der Hobbyfotograf zu dieser Momentaufnahme. Die sah ihn auf Platz zwei – und Anders Jacobsen vorne.

Schon 2006/07 hatte dieser die Tournee gewonnen und war auch in der Folge gut im Geschäft. Dann jedoch ging dem gelernten Installateur die Luft aus, Motivationsprobleme stellten die Karriere des 27-Jährigen in Frage und er gab seinen Rücktritt bekannt. Mit dem Rücktritt vom Rücktritt freute sich auch der Tiroler Trainer des sprunggewaltigen Norwegers, der St. Johanner Alexander Stöckl. „Dass die Österreicher den Skisprungsport dominieren, reicht uns“, wurde der Magister der Sportwissenschaften kürzlich zitiert. Und nun ließ Jacobsen den Worten Taten folgen.

Dabei hatte Gregor Schlierenzauer alles probiert, in Durchgang eins riskierte er mit einer geringeren Anlauflänge (und den daraus resultierenden Bonuspunkten) sogar einiges. Am Ende galt es zu gratulieren und auch Österreichs Cheftrainer Alexander Pointner schien sich mit dem Resultat anfreunden zu können: „Es war ganz schwierig. Der Wind hat so schnell gewechselt, gerade am Schluss. Wir sind froh, dass es so über die Runden gegangen ist.“

Was die Tourneewertung anbelangt, bleiben nach dem Ausscheiden Morgensterns und der Disqualifikation Koflers nur noch wenige Steine am Brett. Aus heimischer Sicht scheint neben Schlierenzauer lediglich der Natterer Manuel Fettner im Dunstkreis der Favoriten auf. Dass der neuerlich in die Top 10 flog, registrierte er gelassen: „Ich habe einiges getestet, mich gesammelt, mich gut eingestellt und eine gute Leistung gebracht.“