Er lief und lief und lief. Lukas Hinterseer, der VW Käfer im Team des FC Ingolstadt, ließ sich im Heimspiel gegen Leipzig auch von Krämpfen nicht stoppen. Und als die Partie nach turbulentem Verlauf – 2:1-Sieg der Oberbayern nach 1:0-Rückstand – gewonnen war, als sich Ingolstadt zum 54. Aufsteiger in der Geschichte der Deutschen Bundesliga emporgeschwungen hatte, da brachen die Dämme. Zuerst bei den 15.000 Schanzer-Fans, die das Spielfeld stürmten und das Freibier auskosteten. Auch der steirische Trainer Ralph Hasenhüttl, der das Team 2013 auf einem Abstiegsplatz liegend übernommen hatte, war außer sich.
Nur der Tiroler Stürmer Lukas Hinterseer ließ sich mit Gefühlsausbrüchen Zeit. Sein Ex-Trainer Roland Kirchler, den der Tiroler eingeladen hatte, beschrieb die Momente nach dem Abpfiff: „Lukas suchte seine Familie, das war ihm das Wichtigste.“ Seinem Opa Ernst, Slalom-Olympiasieger 1960 in Squaw Valley, überreichte er sein Trikot mit der Nummer 16. „Unglaublich, was uns da gelungen ist“, freute sich der 24-Jährige. Und selbst bei diesen Worten wirkte er gefasst. Papa Guido und Mama Kerstin schloss er in die Arme, nur Freundin Victoria fand er zunächst nicht. Als die beiden endlich aufeinandertrafen, flossen schließlich Tränen.
Guido Hinterseer fiel im Moment des größten Erfolgs der beschwerliche Weg seines Sohnes nach oben ein: „Vor zwei Jahren spielte Lukas noch bei der Vienna, jetzt steht er in der Bundesliga.“ Also bei jener Vienna, der die Lizenz für die österreichische Bundesliga zuletzt verweigert worden war. Und jetzt ist Neo-Bundesligist Ingolstadt sein Arbeitgeber, der dank Hauptsponsor Audi auf durchaus soliden Beinen steht. Damals belief sich der Transferwert des Mittelstürmers auf 150.000 Euro, mittlerweile taxiert ihn die Plattform transfermarkt.de auf eine Million Euro.