Vieles hatte in Chamonix auf den ersten Abfahrtstriumph von Romed Baumann hingewiesen. Doch dann kam der Kanadier Jan Hudec. Und riss den Tiroler aus allen Träumen. Doch Baumann plauderte in der Tiefkühltruhe von Chamonix nicht lange um den heißen Brei herum. Natürlich hatte er, der mit Startnummer 21 zur zwischenzeitlichen Führung gerast war, mit seinem ersten Abfahrtssieg gerechnet. Erst recht, als unmittelbar nach ihm der Vortages-Zweite Bode Miller (USA) bei Weitem nicht an die Richtmarke des Pillerseetalers herankam.
Auch im Elternhaus in Hochfilzen, wo sich die Familie traditionell um den Mittagstisch versammelt hatte, gingen bereits die ersten Glückwunsch-SMS ein. „Aber darauf habe ich zum Glück nicht reagiert, weil ich wusste, dass das Rennen noch lange nicht vorbei war“, versicherte Mama Eva. Denn ein paar Minuten nach Baumanns vermeintlicher Triumphfahrt kam er, Jan Hudec. Mit Startnummer 24 fuhr der Vizeweltmeister von Åre (2007) wohl das Rennen seines bisherigen Abfahrerlebens und verwies letztlich Baumann (+0,53) und seinen Landsmann Erik Guay (+0,63) mit Respektabstand auf die Ehrenplätze.
„Ich war schon im ersten Rennen super schnell unterwegs, hatte aber in der letzten Kurve ein Problem und wurde deshalb nur Sechster. Diesmal hatte ich diese Passage perfekt erwischt und auch meine Startnummer war besser. Ich danke Gott“, betonte Hudec, der am 19. August 1981 in Mähren geboren wurde, auf Deutsch. Noch im Babyalter war er mit seinen Eltern aus der damaligen Tschechoslowakei nach Deutschland geflüchtet. 1986 ging es dann mit entsprechendem Visum weiter nach Kanada, wo Hudec seither in der Olympiastadt Calgary lebt.
Die Enttäuschung, dass doch nichts aus seinem ersten Abfahrtserfolg wurde, war bei Baumann schnell verflogen. Auch, weil der Abstand zum Kanadier deutlich war. „Ich weiß nicht, wie ich Jan hätte schlagen sollen. Oben habe ich im Gegensatz zur ersten Abfahrt alles gut erwischt, nur unten im Flachen bin ich einmal kurz aus der Position rausgekommen. Das war aber der einzige Fehler und hat sicher keine halbe Sekunde gekostet.“ Vielmehr richtete der Gasgeber aus Hochfilzen den Blick nach vorne.
Zufrieden bilanzierte auch Klaus Kröll als Sechster. Nicht zuletzt, weil der Vortagessieger erneut vor Didier Cuche (7.) geblieben war und den Abstand im Gesamtweltcup weiter verringerte. „Ein Sieg, ein sechster Platz, das passt.“ Und Kröll über Sensationsmann Hudec? „Gewaltig.