Als der Schmäh noch zählte …


Ein echter Wiener in Tirol: Franz Wolny (stehend, Dritter von rechts), gefeiert von den Tiroler Fußballfans. Die Wacker-Mannschaft mit (hintere Reihe von links) Trainer Baric ?, Kriess, Eschelmüller, Eigenstiller, Wolny, Binder, Werner; (vorne von links): Francescin, Ettmayer, Rettensteiner, Obert und Jara. / Foto: FCW

Bei den Tiroler Fußballtigern, die den Aufstieg des FC Wacker Innsbruck von Beginn an – also ab den 1960er Jahren – verfolgen, beginnen heute noch die Augen zu leuchten, wenn die Rede auf die Stars der damaligen Zeit kommt. Auf Buffy Ettmayer zum Beispiel, auf Zeki Senekowitsch, Zwickl Rettensteiner, Joschi Obert und Eigi Eigenstiller, um nur einige zu nennen. Oder auf das Sturmtrio Wolny, Siber, Redl, das die Konkurrenz fürchtete wie der Teufel das Weihwasser.

Einer dieses Trios – der Franzl Wolny – feierte in diesen Apriltagen 2015 seinen 75er. Ein echter Wiener, der in Innsbruck zum Kicker mit Kultstatus avancierte. Mit ihm hatten die Trainer Branko Elsner (bis zum Winter 1970) und Otto Barić den ersten Titel nach Tirol geholt, und da gibt es G’schichterln darüber, warum wegen dem Franz Branko weißgraue Haare bekommen habe oder wie der redegewaltige Otto manchmal schmähstad geworden sei.

Wie auch immer: Der Jubilar war Hauptdarsteller einer Mannschaft gewesen, die 1970 mit dem Gewinn des ÖFB-Cups die goldenen 1970er des Wacker Innsbruck eingeleitet und danach im Spitzenorchester des heimischen Fußballs die erste Geige gespielt hatte. Man ließ die damals hochkarätigen Salzburger, die Rapidler, die Wiener Austrianer nach den eigenen Noten tanzen.

Franz Wolny war ein „Wiener Kind“ des Straßenfußballs. Einer, der am Spielfeld von seinen Tricks und seiner Schlitzohrigkeit lebte – und in den Nächten von seinem Schmäh. Einer, der als launischer Trickser zuweilen die Geduld der Fans strapazierte, um sie mit fußballerischen Leckerbissen postwendend dafür zu entschädigen. Bei den gegnerischen Verteidigern war er gefürchtet: Für ihn galt auch am Rasenviereck das Gesetz der Straße: Tust du mir weh, tu’ ich dir weh.