Sigulda – diese lettische Kleinstadt war für Österreichs Rodler nicht immer ein Ort der Glücksgefühle. Aber in diesen ersten März-Tagen hing der Rodler-Himmel über Sigulda voller Geigen. Souverän fuhren der Tiroler Wolfgang Kindl und Partner Thomas Steu zum Sieg im Doppelsitzer-Gesamtweltcup.
In beeindruckender Manier. Als würden sie schon zehn Jahre zusammen fahren, war das Duo im Weltcupfinale der Premieren-Saison auf Platz drei gelandet, der Gesamtweltcup-Triumph stand allerdings schon vor dem zweiten Lauf fest.
„Begonnen hatte es mit einem Scherz. Ich habe zum Steu gesagt: Wenn der Lorenz einmal aufhört, dann hocke ich mich bei dir rauf“, ließ Kindl das Märchen Revue passieren: „Dann ist es ernst geworden.“ Koller hörte auf, aus Steu/Koller wurde Steu/Kindl und die Rodelwelt fragte sich: Einsitzer und Doppelsitzer – wie soll das denn funktionieren?
Im Einsitzer war der 35-jährige Tiroler als Zweiter schon dreimal knapp dran, im Doppelsitzer reichte es erstmals zum Gesamtweltcup. Verständlich, dass da in Natters der rote Teppich ausgerollt und gefeiert wurde.
Und Entschleunigung im Hause Kindl angesagt war. Mit viel Zeit für die Familie, „seinen Schätzen“, wie er sagt. Das sind Ehefrau Elena und Söhnchen Luis, der Bestzeiten noch vor wenigen Monaten zur schönsten Nebensache degradierte. „Unser Luxus ist neben Urlauben die gemeinsame Zeit. Wir erleben Sachen, die man nicht kaufen kann – das ist viel mehr wert“, stellte Kindl – im dichten Weltcup-Kalender über weite Strecken von der Familie getrennt – klar.