„Es fühlt sich verrückt an“


Tadej Pogacar (in gelb) bei seiner Triumphfahrt vor dem Arc de Triomphe in Paris / GEPA

Als Tadej Pogacar im Schatten des mächtigen Arc de Triomphe auf das große Podium kletterte, war der neue Wunderknabe des Radsports am Ziel seiner Träume angelangt. „Das ist unglaublich. Es fühlt sich verrückt an. Mir fehlen die Worte“, sagte Pogacar, nachdem der slowenische Nationalfeiertag abseits der Heimat und just auf den Champs-Élysées mit seinem Triumph bei der 107. Tour de France seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Das Ambiente auf dem leeren Prachtboulevard war in Zeiten von Corona zwar nicht vergleichbar mit früheren Jahren und auch seine Freundin Urska Zigart durfte der Jungstar gemäß dem strengen Protokoll noch nicht in den Arm nehmen – es sollte ein Schönheitsfehler nach einer völlig verrückten Frankreich-Rundfahrt für den Jungstar bleiben, der sich als zweitjüngster Gesamtsieger in den Geschichtsbüchern verewigte. „Das ist unglaublich, einfach nicht zu begreifen. Es war mein Traum, einmal bei der Tour zu starten. Jetzt habe ich sie gewonnen.“

Arm in Arm waren Pogacar und Landsmann Primoz Roglic nach ihrem historischen Duell auf die Tour d’Honneur gegangen. Die Freundschaft hatte nicht gelitten nach einem an Dramatik kaum zu überbietendem Finale. Im Bergzeitfahren hatte Pogacar seinem Landsmann Roglic am vorletzten Tag das schon sicher geglaubte Gelbe Trikot noch entrissen. So stand nicht der große Favorit, sondern der junge Mann aus Komenda im Alter von nur 21 Jahren und 365 Tagen im Rampenlicht.

Paris war fest in slowenischer Hand nach dem historischen Doppelsieg, viele weiß-blau-rote Fahnen waren zu sehen – trotz der Corona-Beschränkungen im Zielbereich. Auch Staatspräsident Borut Pahor war extra eingeflogen. Schließlich hatte das kleine Land auf dem Prachtboulevard, wo der Ire Sam Bennett die 21. und letzte Etappe gewann, den größten Erfolg seiner Sportgeschichte zu feiern.

Möglich machte ihn der jüngste Sieger seit Henri Cornet (19) im Jahre 1904. Die Radsport-Prominenz zeigte sich hellauf begeistert vom neuen Tour-Helden. Für Eddy Merckx ist Pogacar „ein ganz Großer“ und Greg LeMond sprach von der „Geburt eines großen Champions“.

Der Amerikaner fühlte sich an seinen Triumph vor 31 Jahren erinnert, als er im abschließenden Einzelzeitfahren dem Franzosen Laurent Fignon noch das Gelbe Trikot entrissen und mit acht Sekunden Vorsprung gewonnen hatte. „Ich habe vor dem Fernseher geschrien, so wie ich 1989 auf den Champs-Élysées bei meinem Sieg geschrien habe“, sagte LeMond.