Ermacora: „Wir haben beide zu weinen begonnen“


Super gekämpft, mit Bronze belohnt - Ermacora/Pristauz / Ermacora

Es war ein nicht alltägliches Bild im Sand der Beach-Arena von Moskau und nicht nur russische Journalisten staunten nicht schlecht, als bei Martin Ermacora, dem 2,03 Meter großen Tiroler und dessen Beachvolleyball-Partner Moritz Pristauz Tränen in den Augen glitzerten. Minutenlang mussten sie warten, bis sich Ermacora und Co. beruhigt hatten und auf eine – nach dem verlorenen Halbfinale – für die zwei doch überraschende Frage antworten konnten.

Jedermann wollte unmittelbar nach dem 0:2 gegen die Russen Semenow/Leschukow wissen, was Ermacora und Pristauz zu ihrer gewonnen Bronzemedaille bei der Europameisterschaft sagen würden. Da beide nicht wussten, dass die polnischen Gegner das für später angesetzte Spiel um Platz drei verletzungsbedingt schon hatten absagen müssen, brachte die Nachricht über den kampflosen Medaillengewinn das EM-Sensationsteam völlig aus dem Gleichgewicht.

„Und wir haben beide zu weinen begonnen, vor Freude“, erzählte der 25-jährige Innsbrucker wenig später – ganz ohne Scham. Der Tiroler stand zu seinen Gefühlen, die ihn durch die erlebten Rückschläge völlig übermannt hatten: „Natürlich hätte ich lieber um Platz drei gespielt. Es war bisher jedoch so eine schwere Saison. Es ist eine große Bestätigung, so stark zurückzukommen, nach der harten Zeit.“

Ermacora erinnerte an die schwere Schulterverletzung, die er sich beim Majors in Wien vor einem Jahr zugezogen hatte. Gerade, als das Team mit dem neunten Platz die Skeptiker zum Schweigen gebracht hatte. Der Operation folgte eine langwierige und schwierige Rehabilitation anstatt der wichtigen Winterspieltrainingsphase.

Im Frühjahr verließ sie der Verbandscoach von einem Tag auf den anderen. Als Trainerlegende Stelian Moculescu seine Hilfe anbot, sagten sie zu, obwohl er aus eigener Tasche finanziert werden musste.

Im Juni zeigten sie einmal mit einem neunten Platz auf, danach scheiterten sie auf der Welttour aber in den Gruppenphasen. Erst beim Major (höchste Kategorie) in Wien war ihnen der Einzug in die K.-o.-Runde (17. Platz) gelungen. Es war der Anschub zum Aufschwung und sie entwickelten sich vom EM-Außenseiter (auf Rang 23 gesetzt) zu den Aufsteigern des Turniers.

„Es bestärkt uns darin, dass wir den richtigen Weg gewählt haben“, resümierte Ermacora nach seinem größten Karriereerfolg und den gewonnenen 10.000 Dollar (8.840 Euro): „Das Ganze ist noch surreal. Es ist wie ein Märchen.“