Die Berge waren ihr Leben – und in ihnen fanden sie einen tragischen Tod. Der 28-jährige Tiroler David Lama galt als Ausnahmetalent der Alpinisten- und Kletterszene, geadelt von den besten Kletterern der Welt.
Gemeinsam mit seinem Tiroler Landsmann Hansjörg Auer und dem US-Amerikaner Jess Roskelley war Lama auf dem Weg zum Howse Peak in Alberta, nahe der Provinz British Columbia, bei einem massiven Lawinenabgang verschüttet worden und ums Leben gekommen. Die Kletterwelt reagierte fassungslos.
„Natürlich kann eine Verkettung unglücklicher Umstände bei jedem meiner Abenteuer zu einem fatalen Ausgang führen“, hatte Lama schon 2015 auf seiner Homepage geschrieben und weiter gemeint: „Dieser Tatsache darf man sich nicht verschließen. Doch es ist gerade diese Bereitschaft zum Risiko, die die vollkommene Überzeugung meines Tuns widerspiegelt und meinem Bergsteigen einen großen persönlichen Wert gibt.“
Noch im November hatte Lama ein weiteres ruhmreiches Kapitel geschrieben, als ihm im dritten Anlauf die Solo-Erstbesteigung des Lunag Ri (6.895 Meter) an der Grenze zwischen Nepal und Tibet gelungen war.
Bereits als 21-Jähriger hatte das einstige „Wunderkind“ des Klettersports für weltweites Aufsehen gesorgt, als er den mythenumrankten Cerro Torre (3.130 Meter) in Patagonien als Erster ohne Hilfsmittel über die sogenannte Kompressorroute bezwungen hatte. Ein Bravourstück, welches auch verfilmt wurde.
Über die Zillertaler Extrembergsteigerlegende Peter Habeler fand Lama die Berufung seines Lebens. Im Alter von fünf Jahren hatte er einen Kletterkurs bei Habeler besucht. Dieser erkannte bereits damals sein außergewöhnliches Talent. „Mit einem Schmunzeln hab’ ich gesagt: ‚David, du kletterst ja schon wie ein Weltmeister. Du wirst einmal Weltmeister‘“, erinnerte sich die Bergsteigerlegende an diese einprägsamen Momente.
Der frühe Beginn einer steilen Karriere. Jahre später, 2017, bildeten Habeler, damals 74, und Lama ein Tandem und bezwangen die berühmte Heckmair-Route an der Eiger Nordwand – 43 Jahre nach Habelers und Messners Rekorddurchsteigung.
2004 und 2005 gewann er jeweils die Gesamtwertung des Kletter-Jugendeuropacups sowie die Jugendweltmeisterschaften in Edinburgh und Peking. Im Jahr 2006 war er der erste Kletterer, dem es gelang, in seiner ersten Saison im Weltcup sowohl einen Boulder-Weltcup als auch einen Vorstieg-Weltcup zu gewinnen. Zugleich wurde er damit der bis dahin jüngste Weltcupsieger der Geschichte.
Auer wurde 2007 mit der Free-Solo-Durchsteigung der Route „Weg durch den Fisch“ (Schwierigkeitsgrad 7b+) in der Marmolada-Südwand (Dolomiten) quasi über Nacht bekannt. „Hansjörg und David sind ganz besondere Typen, die das Klettern in Perfektion verkörpert haben. Ich habe beide sehr gut gekannt“, so Kletterweltmeister Jakob Schubert.