Sohn Mario war Gastgeber einer Feier im kleinen familiären Kreis für eine der ersten österreichischen Sportlerinnen des Jahres – für Dagmar Rom, die in diesen Tagen ihren 90. Geburtstag feierte. Seine Mutter hat 1950 in Aspen als 21-Jährige WM-Gold in Riesentorlauf und Slalom gewonnen und war in jenem Jahr auch Österreichs Sportlerin des Jahres. Zwei Jahre später, 1952 in Oslo, holte sie Olympia-Silber im Riesentorlauf.
Die am 16. Juni 1928 in Innsbruck geborene Rom gehört jener österreichischen Skirennläufer-Generation an, deren Erfolge in den Nachkriegsjahren identitätsstiftende Wirkung für das junge Österreich hatten. Am 13. Februar 1950 hatte sie bei der ersten WM außerhalb Europas den Riesentorlajuf gewonnen. Schon der Weg dorthin war aufregend gewesen. „Man kann sich nicht vorstellen, was es damals bedeutet hat, nach Amerika fahren zu dürfen. Man ist im Konsulat politisch auf Herz und Nieren geprüft worden, ob man einreisen darf“, erinnert sich Rom.
Der heutige US-Nobelort Aspen war damals noch eine alte Bergwerkssiedlung, die Sportler mussten in Schlafsälen übernachten. Den Riesentorlauf gewann Rom vor ihrer ÖSV-Teamkollegin Erika Mahringer. Und das, obwohl man die neue Disziplin vorher kein einziges Mal trainiert hatte und der damalige Cheftrainer Toni Seelos geraten hatte, vor den querenden Wegen abzubremsen.
„Ich habe mir aber gesagt, einen Schmarrn werde ich abbremsen, und bin einfach drübergehupft. Über die Haltung kann man lachen, aber ich hab’s derstanden und bin dann Doppelweltmeisterin geworden.“
Bundeskanzler Leopold Figl habe bei der Ehrung in Wien gemeint, dass Österreichs SportlerInnen einen Wunsch frei hätten, berichtet Rom. Sie habe nach einem Fiat Topolino im damaligen Wert von 16.000 Schilling gefragt: „Er ist fast in Ohnmacht gefallen.“
Dagmar Rom hat viel erlebt. Sie hatte an der Universität Philosophie, Geografie und Sport belegt, hat ein Sportgeschäft in Seefeld geführt und eine Hauptrolle in Harald Reinls Film „Nacht am Mont Blanc“ gespielt. Nach Olympia in Norwegen (1952) heiratete Rom noch in Oslo den Journalisten, Historiker und Buchautor Günter Peis. 1955 wurde sie zum zweiten Mal Mutter und beendete ihre Karriere.
1963 übernahmen Rom und ihr Sohn Mario die Hauptrollen in der zwölfteiligen Kinderski-Fernsehserie „Mario“, die einem Kinderbuch ihres Ehemannes folgte.
Wenn Rom jetzt mit 90 Jahren zurückdenkt, dann ist der Sport „ganz weit weg“. „Das Wichtigste sind meine drei Kinder, da geht nichts drüber.“