„Sekt soll man trinken, so lange er noch prickelt“, weiß Inzings Ringer-Obmann Klaus Draxl und so hatte er kurzfristig zu einer „Flower Ceremony“, wie er es nannte, ins Trainingslokal geladen. Zu einer ersten, schnellen Medaillenfeier für Martina Kuenz.
Obwohl der „Stargast“ zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Rückweg von der Europameisterschaft in Russland war. Wo die 23-Jährige Bronze gewonnen und damit nicht nur für den größten persönlichen Triumph, sondern auch für ein Erfolgskapitel in der Vereinsgeschichte gesorgt hatte.
„Die Medaille entschädigt für so vieles“, freute sich Martina beim vielumjubelten Empfang. Für schmerzhafte Niederlagen etwa oder auch für den Aufwand, den sie mit dreiwöchigen Reisen nach Japan und Kuba auf sich genommen hatte, um an passende Trainingspartnerinnen zu kommen.
Zweifache Vize-U23-Europameisterin war Kuenz längst, aber das Jetzt zähle mehr: „Nachwuchs hin oder her. Wichtig ist, in der allgemeinen Klasse zu bestehen.“ Das war ihr bereits im Vorjahr als WM-Fünfter gelungen. Edelmetall zu gewinnen, fühle sich aber eindeutig besser an, „noch dazu, weil diese Medaille einfach megaschön ist. Sie glänzt roséfarben“, schwärmte die Zirlerin und versprach, das bronzene Stück in nächster Zeit „jedem, der will“ zu zeigen.
Im Semifinale war Kuenz an Anastasia Bratschikowa gescheitert. Trost für Martina – die Russin holte im Finale gegen die Französin Koumba Larroque sogar noch Gold und bestätigte ihr Hoch.
Mit Selbstkritik sparte die Polizeisportlerin dennoch nicht. Im Halbfinale gegen Bratchikova wäre mehr drin gewesen. Dabei hatte sie ein verräterisches „Knacken“ im allersten EM-Kampf fast schon in die Knie gezwungen: „Aber ich will jetzt nicht dem Knie die Schuld geben, dass ich es am Ende nicht geschafft habe.“
Kuenz hatte im Verlauf dieser EM mehrmals die Zähne zusammengebissen, „als Ringerin muss man auch ein bisschen verrückt sein“, sagte sie. Und verabschiedete sich zum Arzt, um das Knie untersuchen zu lassen.