Mit Eierspeise und Papas Genen auf dem Weg zur EM


Victoria beim Training unter dem gestrengen Auge des Herrn Papa / Julia Hammerle

Gewichtheben als Mädchentraum – für Victoria Steiner nichts Ungewöhnliches. Die Rumerin sorgte jetzt schon österreichweit für Furore; dabei hat sie mit 13 Jahren ihre Karriere noch vor sich. Die Hanteln fallen zu Boden wie Zahnstocher im Keller des Kindergartens. Victoria Steiner schuftet im Trainingszentrum des KSV Rum, während ihre Altersgenossen am Badesee liegen. Fünf Wiederholungen, dann eine kurze Verschnaufpause.

Die 13-Jährige hat ein Ziel vor Augen, sie will noch stärker werden. Dabei ist die Tiroler Gewichtheberin jetzt schon die Stärkste im Land: „Bei der Staatsmeisterschaft habe ich Gold im Reißen und im olympischen Zweikampf geholt“, erzählte die Schülerin des Gymnasiums Kettenbrücke im blauen Trainingsanzug und tupfte sich mit einem Handtuch Schweiß von der Stirn.

Im Stoßen (Hantel zuerst zum Hals und in einem zweiten Zug über den Kopf) wurde sie Vize-Staatsmeisterin. Von der Jugend- bis zur allgemeinen Klasse hält sie über 90 Tiroler Rekorde.

„Sie hat sehr viel Potenzial und noch zehn oder 15 Jahre vor sich“, sagte Trainer Werner Uran über den Rumer Rohdiamanten. Papa Harald Steiner, Obmann des KSV Rum und einst selber Gewichtheber, freut sich wie ein Schneekönig, wenn er seine Tochter in Aktion sieht. „Sie hat meine Gene, eine bullige Statur, perfekt zum Gewichtheben“, meinte der 45-Jährige.

An seine Bestmarke im Stoßen (200 kg) wird sie wohl nicht herankommen (85 kg), in puncto Ehrgeiz ist sie dem Papa aber ebenbürtig. „Im September fahre ich zur EM in den Kosovo“, sagte das Mädl verschmitzt lächelnd. Als Belohnung werde es ein paar Tage schulfrei geben und „hoffentlich eine Top-Platzierung“.

Während andere die Sommerferien gemütlich angehen, wird sie fünfmal pro Woche im Kraftraum stehen. Wie ihre Konkurrentin, die Niederösterreicherin Sarah Fischer (16), will sie es einmal bis zu den Olympischen Spielen schaffen.

Dass Gewichtheben kein typischer Frauensport sei, ist Steiner egal – sie fand über Rhythmische Sportgymnastik und Skeleton den Weg zu den Gewichten. „Es macht sehr viel Spaß. Ich wollte einfach etwas anderes machen.“ Gemeinsam mit ihrer Rumer Freundin Anna Lamparter (13), die kürzlich ebenso den Sprung ins Nationalteam schaffte, sowie den Burschen Florian Barth und Max Uran spornen sie sich zu Höchstleistungen an.

Zur Belohnung gehe es nach den Wettkämpfen in ein Fast-Food-Restaurant. Kleine Sünden eines Kraftpakets, das so gar nicht ans Kalorienzählen denkt. „Ich esse alles, was mir schmeckt. Am liebsten mag ich Eierspeise“, so Steiner. Und die Gegnerinnen verputzt sie quasi zum Frühstück …