Lindsey Vonn – viele sagen, eine Frau wie ein Erdbeben: Im französischen La Thuile schrieb die Seriensiegerin ein neues, spannendes Kapitel in einem bewegten Leben. Es war an einem Samstag im Feber, Uhrzeit: 1.47 Uhr. Das Video war verschwunden, in dem Lindsey Vonn mit dem Hammer auf ihren Ski eingeschlagen hatte. Doch just um diese Uhrzeit folgte die Entschuldigung. Mitten in einer unruhigen Nacht.
Es waren wieder mal die Schlagzeilen abseits der Piste, mit denen die US-Skirennläuferin wenige Stunden vor dem Gewinn ihrer 20. Weltcup-Kugel für Aufsehen sorgte. „Es war ein großer Fehler, der aus der Frustration geboren wurde“, schrieb die 31-Jährige und nahm Bezug auf ihr Video, das sie wenige Stunden zuvor ins Netz gestellt hatte.
Es zeigte Vonn, die mit einem Hammer auf die Bindung jenes Skis einschlug, der ihr in der ersten Abfahrt aufgegangen war. Vonn war ausgefallen. Die Wut war groß, die Selbstkontrolle umso kleiner. Ihre Skifirma Head hatte nach dem Veröffentlichen schnell interveniert – das nur einige Sekunden lange Video verschwand. Die Rekordweltcupsiegerin entschuldigte sich kleinlaut. Ihr derzeitiger Online-Tatendrang (Fotoshooting, Body-Painting, Klimmzüge etc.) war zu weit gegangen. „Ich bin froh, dass die Bindung aufgegangen ist“, erklärte Vonn am Ende.
Gute zehn Stunden später war auf der Piste alles vergessen: Vonn raste hinter der italienischen Überraschungssiegerin Nadia Fanchini auf Rang zwei. Der damit verbundene Gesamtsieg im Abfahrtsweltcup bedeutete Kugel Nummer 20. Damit überflügelte Vonn nicht nur Annemarie Moser-Pröll, sondern auch den Schweden Ingemar Stenmark, der ebenfalls auf 19 kam. „Das ist unglaublich. Aber natürlich habe ich nach alledem, was passiert ist, den Druck gespürt“, gestand die US-Amerikanerin.