Dem Elch fehlt nur noch eine Gams


Aksel Lund Svindal: In Wengen zum Sieg / REUTERS/Sprich

Für Aksel Lund Svindal war es ein perfekter Tag, er hatte einen blauen Himmel am Start der Lauberhornabfahrt, eine dichte Nebelbank in der Mitte, ein buntes Schneetreiben am Ende. Und als Norwegens Ski-Star dann im Ziel war, hatte er eine grüne Eins vor sich, die ihm später in seinem 28. Antritt im Schweizer Wengen seinen so sehr ersehnten ersten Sieg bringen würde. Und als Draufgabe hatte Svindal dann im Ziel noch ein frenetisch jubelndes Publikum hinter sich. Der Jubel war bei keinem Athleten größer. Selbst bei den Schweizer Fahrern nicht.

Da war er also nun, der 33-jährige Norweger, hatte also eigentlich alles – und doch war sie da, die Frage nach dem Fehlenden, die auf der Zunge brannte, die Svindal vor dem Rennen selbst entfacht hatte, als er erklärte: „Wengen und Kitzbühel sind die größten Abfahrten, die wir haben.“

„Ja, klar, Kitzbühel ist wohl das größte Rennen – und ich will es gewinnen“, sagte Svindal. Doch dann ergänzte er: „Man kann Siege nicht planen.“ 2013 in Kitzbühel hatte er bereits die Gamstrophäe für den Super-G-Erfolg geholt.

Zurück nach Wengen – „Wenn ich in dieser Abfahrt die Startnummer 22 von Kjetil Jansrud gehabt hätte, würde ich nicht hier sitzen. Dann wäre ich nicht der Sieger. Ich habe Respekt vor allen, die nach mir gefahren sind – und keine Chance hatten.“

Es war eine scharfe Analyse für einen Mann, der 13 Jahre versucht hatte, den Lauberhorn-Klassiker zu gewinnen. Aber sie traf zu. Abgesehen von Svindal und dem nur knapp geschlagenen Wengen-Liebhaber Hannes Reichelt hatte sich keiner der Top-Läufer nach Nummer 19 (Reichelt) noch in Szene setzen können. Kurz vor Kombi-Sieger Jansrud (NOR) zog der Nebel auf, der die Piste immer feuchter machte und verlangsamte. Auch eine gute halbe Stunde Pause brachte keine Besserung – das Rennen auf der ohnedies verkürzten Strecke wurde durchgedrückt, war aber entschieden.