Der Blick auf die Judo-Weltrangliste offenbarte ein „Luxusproblem“: Bernadette Graf (Rang drei, bis 70 Kilogramm) und Kathrin Unterwurzacher (Rang vier, bis 63 Kilogramm) waren (noch) immer in der Weltspitze zu Hause. Ein Top-14-Platz hätte für die Olympia-Qualifikation gereicht. Aber: Beide Tirolerinnen mussten einen Dämpfer einstecken.
Kathrin Unterwurzacher konnte sich im Grand Prix von Taschkent quasi ins gemachte Nest legen: Die Innsbruckerin war als Nummer eins gesetzt. Doch das Out im ersten Kampf (nach einem Freilos) gegen die Türkin Busra Katipoglu kam einer schallenden Ohrfeige gleich.
Trainer Martin Scherwitzl, der in Innsbruck geblieben war, wirkte ratlos: „Ich habe Kathrin noch nicht erreicht, sie ist schwer enttäuscht.“ Der Auftritt der 23-Jährigen, die sich als Kampfmaschine einen Namen gemacht hatte, sei „katastrophal“ gewesen. „Sie wirkte müde und hatte wohl eine Verkühlung“, meinte der Coach.
Ihre direkte Konkurrentin auf einen Olympiaplatz punktete indes voll: Für die Wienerin Hilde Drexler war erst im Finale gegen Edwige Gwend (ITA) Endstation. Verkehrte Welt und bitter für Unterwurzacher. „Kathrin ist normal dort, wo jetzt Hilde steht“, sagt Scherwitzl.
Zwar blühte Bernadette Graf keine Konkurrenz aus Österreich, an Wettkämpfe war zu dieser Zeit aber gar nicht erst zu denken. Die Tulferin musste sich nach einem bei der WM erlittenen Kreuzbandeinriss schonen. „Aber ich trainiere viel in der Kraftkammer“, betonte die dreifache EM-Bronzene Graf. Scherwitzl: „Besser jetzt ein Rückschlag als knapp vor dem Olympia-Start.“