Mag schon sein, dass die Frage provokant klingt, aber unberechtigt erscheint sie auf keinen Fall: Was wäre Österreich ohne Tirol? Im Judo jedenfalls ohne Medaille! Denn zwei Tirolerinnen sorgten beim Grand Prix in der Mongolei für heimische Top-Platzierungen. 6.660 Kilometer Luftlinie fern der Heimat feierte Bernadette Graf (bis 70 Kilogramm) in Ulan Bator ihren zweiten Grand-Prix-Sieg – und das trotz noch nicht verheilter Bänderverletzung. Kathrin Unterwurzacher (bis 63 Kilogramm) erreichte Platz drei, hinterließ in der kargen Landschaft Asiens also ebenfalls Spuren.
Ganz zur Freude von Nationaltrainer Marko Spittka, der von einer „großartigen Leistung“ sprach. Ohne die Stockerlplätze der beiden 23-jährigen Tirolerinnen könnte er das Ergebnis aus österreichischer Sicht nicht so erfreulich deuten: Die Wienerin Hilde Drexler erkämpfte zwar Rang fünf, verfehlte aber das Podest erneut. Sabrina Filzmoser, mit 35 Jahren im Spätherbst ihrer Karriere, kam nicht über Platz fünf hinaus. Bei den Herren präsentierte sich Österreich schon seit längerer Zeit zu inkonstant für ein Abo auf Spitzenplätze.
Aber was machte das Duo Graf/Unterwurzacher so erfolgreich? „Das ist ganz einfach“, sagte Tirols Judo-Präsident Martin Scherwitzl. „Die beiden sind ein Team, harmonieren sehr gut. Es gab nie Konflikte.“ Auch die Zusammenarbeit mit dem Nationaltrainer funktioniere hervorragend. Ruhe ist im Judo-Verband keine Selbstverständlichkeit, Tirol ist in dieser Hinsicht eine Insel der Seligen. Und die Arbeit trug Früchte.
„Super glücklich“, beschrieben Graf und Unterwurzacher unisono ihre Gefühlslage nach ihren Auftritten in Ulan Bator. Beide freuten sich auf zu Hause, zwei Wochen Wettkampfpause und über wichtige Punkte für die Olympia-Qualifikation. Denn die Sommerspiele in Rio waren nur mehr 13 Monate entfernt …