Von der Pazifikküste auf zu neuen Ufern


Nach 14 Jahren fehlte Niki die große Motivation. / Foto: GEPA

Ausgerechnet in der Einsamkeit Russlands, fern vom Alltagstrubel in der Heimat, wurde Nicole Hosp während ihres April-Urlaubes klar, dass Vail ihre letzte Weltmeisterschaft, Méribel ihr letztes Weltcup-Finale gewesen waren. Die Bichlbacherin trat zurück.

Nach über 14 Jahren im Ski-Weltcup und vielen Erfolgen hatte die 31-Jährige beim Heliskiing in Russland gemerkt, „dass Skifahren auch ohne Stangen wunderschön sein kann“, lächelte Hosp, „dass es ein Leben nach dem Skisport gibt“.

Anderthalb Monate später saß die frühere Gesamtweltcup-Siegerin im Gipfelrestaurant der Zugspitze. Ihre Stimme versagte, Tränen kullerten über die Wangen. Belagert von Journalisten, Wegbegleitern und Familie war von der Einsamkeit nichts mehr übrig. Dafür aber umso mehr von der Entscheidung.

„Ich beende meine Karriere so gesund und erfolgreich, wie ich sie begonnen habe“, sagte Hosp und kämpfte mit der Trauer, die wie ein Kloß im Hals steckte. Sonst bekannt für ihre Nervenstärke, zerbrach bei Niki die gute Abschiedsvorbereitung und die aufgesetzte Lockerheit. Der Abschied fiel schwer. Aber er war in Stein gemeißelt: Hosp beendete ihre Profi-Laufbahn mit drei Weltmeistertiteln (zwei im Team) binnen zwölf Jahren, einer großen Kugel und zwölf Weltcup-Siegen. Der Grund für das Ende: die fehlende Motivation.

„Ich habe gemerkt, dass das Feuer nicht mehr da ist“, ergänzte Hosp. „Den Druck und die Vorbereitung werde ich nicht vermissen. Dafür aber das Gefühl, das man beim Rennfahren hat. Wenn ich fahre und jeder Schwung passt.“

Noch ist Hochzeit und alles andere aber Zukunftsmusik, wenngleich Niki und ihr Langzeitfreund Roland Schönegger offen über Nachwuchs nachdenken. Dem Skisport will Hosp erhalten bleiben. In welcher Funktion, ließ sie offen. Einen Trainerjob schloss sie erst einmal aus. „Ich will künftig nicht mehr so viel herumreisen“, versicherte Hosp später bei Weißwurst und Breze. Ihre Tränen waren da bereits getrocknet.