Ein bisschen mehr als ein Jahr war es her, als Hannes Reichelt Wunden geleckt hatte. Er hatte dies gemeinsam mit Langzeitliebe Larissa auf Mauritius getan. Die drei Tage nach seinem Kitzbühel-Triumph unabwendbare Operation (akuter Bandscheibenvorfall) war gut verlaufen, die Laune des Radstädters dennoch im Keller. Schließlich waren die Olympischen Spiele in Sotschi auf dem Programm gestanden und Reichelt nur rekonvaleszenter wie mürrischer Zuschauer. Die Flucht in wärmere Gefilde war also eine logische und zielführende Konsequenz. „Das Beste, was ich in dieser Situation hatte machen können.“
In der Form seines Lebens sei er damals gewesen, waren sich Trainer und Experten einig. Da wussten sie freilich nicht – wie auch? –, was die Zukunft noch so bringen würde. Auch Reichelt nicht. „Wenn ich daran denke, dass ich vor einem Jahr um diese Zeit am Strand gelegen bin, ist das schon Wahnsinn“, sagte der Wahl-Innsbrucker. Und er sagte es nach seinem Abfahrtstriumph auf der wegen Nebel verkürzten Strecke in Kvitfjell. Also im Wohnzimmer von Kjetil Jansrud, der nur Siebenter wurde. Schon mit einem Weltcup-Sieg wäre er in seiner Comeback-Saison „überglücklich“ gewesen, der Norwegen-Triumph vor Manuel Osborne-Paradis und dem Südtiroler Werner Heel war der vierte Weltcup-Sieg in diesem Winter nach dem Dezember-Super-G in Beaver Creek und den Abfahrten in Wengen und Garmisch-Partenkirchen.