Eine Königin freute sich auf Familie


Marlies stellte die Skier in die Ecke, in Zukunft geht Benni allein auf Reisen ... / Foto: GEPA

Es war ja seit dem Weltcup-Finale ein offenes Geheimnis gewesen, dass Marlies Schild aufhören würde, aber als es bei der offiziellen Ankündigung ihres Rücktritts bei ihrem Kopfsponsor in Wien so weit war, da verlor die sonst so unantastbare Slalom-Queen kurzfristig ihre Fassung.

Benni-Raich-Freundin Marlies, der man immer wieder nachgesagt hatte, ohne Ecken, Kanten und Falten zu sein, wurde mehrmals von Emotionen überwältigt, rang mit Tränen, schluchzte und schluckte, als sie einen Schlussstrich mit den Worten zog: „Ich habe den Traum leben dürfen, den ich als kleines Mädchen bei der Ski-WM 91 in Saalbach gehabt hab’. Und ich hab’ mehr erreicht, als ich mir je erträumt habe. Und ich durfte Sachen erleben, die man sich nicht kaufen kann!“

Eine außergewöhnliche Frau aus einer außergewöhnlichen Skifamilie aus Saalfelden, die außergewöhnliche Erfolge in einer außergewöhnlichen Karriere, gepflastert mit zehn Knie-Operationen und offenen Brüchen, die ihr fast das Bein gekostet hätten, errungen hatte.

Aber Marlies Schild, die bei der Junioren-WM als Abfahrtskanone begonnen hatte, um im 14. Weltcup-Winter den mehr als 20 Jahre alten Rekord von Vreni Schneider mit dem 35. Slalom-Sieg endgültig zu brechen, hatte sich nie entmutigen oder kleinkriegen lassen nach allen Rückschlägen, sondern kam immer wieder siegreich zurück: „Aber fragt’s mich nicht, wie. Ich bin froh, dass ich hier top-fit sitzen kann. Und ich hab mich auch nie als ein Opfer des Sports verstanden, sondern viel Herzblut investiert, aber beim Weltcup-Finale gefühlt, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, aufzuhören. Mit 33 Jahren muss eine Frau auch denken, wie es weitergeht.“

Da hakte auch Sportdirektor Hans Pum mit Lobeshymnen nach. „Wenn eine wie Schild abtritt, dann hinterlässt das natürlich eine Lücke. Wir haben ein starkes Team, können aber Nachwuchs brauchen – und bei den Genen von Marlies und Benni kann es keinen Besseren geben!“ Nachdrücklicher und klarer hätte Hans Pum seinen Babywunsch an die Schild-Adresse nicht ausdrücken können, „auch wenn ich dann sicher nicht mehr im Amt bin …“