Natürlich ist es weit hergeholt, einen Bogen von Julius Cäsar, dem berühmten römischen Staatsmann, bis hin zu Thomas Diethart, dem 21-jährigen Skispringer aus Niederösterreich, zu spannen. Und dennoch – dieses Veni, Vidi, Vici, mit dem Cäsar heute noch in aller Munde ist, steht spätestens seit Oberstdorf auch für „Didi“ Diethart, dessen Stern am Springerhimmel seit dem Jahreswechsel heller denn je strahlt.
Ein wenig hatten zumindest große Optimisten schon mit einer weiteren Leistungssteigerung bei Thomas Diethart gerechnet, nachdem er zum Start der deutsch-österreichischen Springertournee in Oberstdorf als Dritter gleichsam aus dem „Nichts“ auf das Podest gesprungen war; immerhin hatte der draufgängerische Jungspund vor der Tournee nur im Continentalcup auf sich aufmerksam gemacht, um dann die Gunst des Augenblicks zu nutzen.
Doch der Triumph im prestigeträchtigen Neujahrsspringen in Garmisch ist trotz „Vorwarnung“ via Oberstdorf auf alle Fälle als Riesensensation einzustufen. Es war Dietharts sechster Weltcup-Start überhaupt und sein erster Sieg, er selbst hatte damit wohl am allerwenigsten gerechnet: „Wenn mir das einer vor der Tournee prophezeit hätte, hätte ich darüber gelacht. Es ist ein Wahnsinn. Ich bin überwältigt“, sagte er. Wie auch das Umfeld des „Shootingstars“.
„Dass er da reinkommt und auf jeder Schanze unter die Top fünf springt – diese Entwicklung war nicht absehbar“, sagte auch der deutsche Bundestrainer Werner Schuster, wenngleich einige Fachleute dem Neujahrssieger schon früh eine außergewöhnliche Sprungkraft bestätigt hatten. Sein Rekord liegt bei 75 Zentimeter aus dem Stand, das schaffen nicht einmal die Teamkollegen Gregor Schlierenzauer oder Thomas Morgenstern. Dietharts Vorteil: Er war früher Turner. „Er hat unglaublich viel Kraft in den Beinen“, bestätigt einer, der es wissen muss! Norwegens Nationaltrainer Alexander Stöckl, der mit Diethart früher am Skigymnasium in Stams gearbeitet hatte.