Mit zwei Silbermedaillen im Einzel und Gold im Mannschaftsbewerb hatten die Österreicher einen fast perfekten Einstieg in die Heim-Europameisterschaften im Armbrustschießen zu verzeichnen. Doch während der 16-jährige Manuel Moser aus Münster in der Klasse U-23 über 30 Meter stehend eher sensationell Silber holte, wurde für Franziska Peer der Zehn-Meter-Bewerb zur Nervenschlacht.
Die dreifache Welt- und zweifache Europameisterin aus Angerberg lieferte sich in Innsbruck mit Valentina Protasova und Birte Ihms aus Deutschland einen überaus spannenden Schlagabtausch, der letztlich im Stechen um einen Ring zugunsten der Deutschen entschieden wurde. Trost gab’s vom Trainer. „Wer so ein gutes Finale schießt und eine Entscheidung durch zwei Stechschüsse fällt, darf auch als Zweite würdig vom Schießstand gehen“, meinte Markus Bichler. Wohl wissend, dass Franzi Peer sozusagen noch einen Bolzen im Köcher hatte.
Einen Goldenen, wie sich herausstellen sollte. Nach einer erneut dramatischen Entscheidung im Stechen. Die Spannung war förmlich zum „Greifen“ nach dem letzten Schuss – Peer unschlüssig. War es eine Zehn? Ein Volltreffer im Duell um das begehrte Einzelgold bei der Armbrust-EM? Die zwei Zielscheiben der Duellanten rasten an den Drahtseilen zurück. Die 26-Jährige und Gegner Peter Sidi aus Ungarn blickten dem weißen Karton mit dem steckenden Bolzen entgegen – scheinbar unaufgeregt und mit fast stoischem Blick. Im Gegensatz zu den Zuschauern, die sich dahinter die Daumen plattdrücken. Nach 70 Schuss waren Peer und Sidi mit 669 Ringen noch gleichauf gelegen, ein so genanntes „Shoot-out“ musste den 30-Meter-Bewerb entscheiden.
Die Scheiben kamen näher, noch immer keine Regung bei der Kindergärtnerin und dem Luftgewehr-Weltmeister. Als für Peer nur eine Acht aufschien, eine enttäuschte Reaktion bei den Fans, ehe Sidis Siebener einen Jubelsturm auslöste. Die Angerbergerin ballte die Faust, strahlte wie ein Weihnachtsbaum. „Wahnsinn, das ist so cool – unglaublich! Ich kann es gar nicht fassen“, rang Franziska um Fassung. Mamas Tränen wären ansteckend und der Druck sei enorm gewesen, sagte die dreifache Weltmeisterin. „Ich war schon vor drei Wochen nervös und dann hat es im ersten Bewerb anfangs gar nicht klappen wollen“, sprach Peer noch von anderen Tränen. Und was kommt jetzt? Peer hatte ja schon alles gewonnen. „Der Weltrekord wäre noch was oder eine Olympiateilnahme“, grinste sie. Weil Armbrustschießen aber nicht olympisch ist, muss sie auf Kleinkaliber umsatteln.