Es war im Jahr 1988, als der österreichische Ringsport zum letzten Mal eine Medaille von einem Großereignis mit nach Hause gebracht hatte. Kein Wunder, dass der Jubel riesengroß war, als Daniel Gastl dem Warten auf Edelmetalle nach einer über 25-jährige Durststrecke ein Ende gesetzt hatte. „Über ein Vierteljahrhundert Wartezeit war genug“, sagte Klaus Draxl, Obmann beim RSC Inzing, und lächelte entspannt.
Den Grundstein zu seiner Silbermedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Sofia hatte der 20-Jährige im Halbfinale gelegt, als er den Usbeken Dilshodjon Turdiev dank zweier Schulterwürfe mit 8:1 nach Punkten besiegte. Der Vizeweltmeistertitel bei 27 Startern in der Klasse bis 96 Kilogramm war ihm sicher – alles weitere Draufgabe. „Das Weiterkommen im Halbfinale war, als ob mir ein schwerer Rucksack runtergefallen wäre“, erklärte Gastl.
Bereits viermal war er bei Medaillenentscheidungen im Halbfinale gescheitert, zuletzt bei der EM. Diesmal hatte der Blondschopf alles richtig gemacht. „Ich wusste, dass ich Silber habe, wenn ich gegen ihn gewinne. Das hat mich narrisch motiviert“, verriet er. Dass Gastl den WM-Titel im griechisch-römischen Stil im Finalkampf (2:8) dem mehrfachen Europa- und Weltmeister Musa Ewloew (RUS) überlassen musste, trübte die Freude keine Spur. Denn: „Ich habe mein Ziel, eine Medaille, endlich erreicht“, betonte Gastl.
Auch der Obmann von Ligakonkurrent AC Hötting, Franz Pitschmann, zollte der Leistung von Gastl Respekt: „Das war eine beeindruckende Vorstellung und sicher keine Eintagsfliege. Von Gastl werden wir in Zukunft noch einiges hören. Ich bin mir sicher, dass er den Sprung in die allgemeine Klasse schafft“, meinte der Olympiateilnehmer. Die Silbermedaille sei für den österreichischen Ringsport „von großer Bedeutung“ und für Gastl hoffentlich der Beginn einer „tollen Karriere“.