Riccardo Zoidl, der Mann mit dem italienischen Vornamen, ist in Österreich in aller Munde. „Italienische Wurzeln gibt’s keine – mein Vater hat mich nach einem Arbeitskollegen Riccardo genannt“, erklärte er trocken. Die Schlussetappe der Österreich-Tour vom Gestade des Neusiedler Sees in Podersdorf bis vor das Burgtheater in Wien war für den Mann von der Donau, der für den oberösterreichischen Rennstall Gourmetfein Wels fährt, dennoch wie eine Fahrt ans Meer.
Die Herzen der Radsportfans flogen dem sympathischen Sensationssieger der Österreich-Rundfahrt 2013 zu, Tausende Wiener ließen es sich nicht nehmen, mit „Ricci“ entlang der Ringstraße auf Tuchfühlung zu gehen. Im Ziel angekommen, hüllte sich der 25-jährige Wahl-Tiroler (er studiert an der Uni Innsbruck) in eine Österreich-Flagge, umschwärmt von einer Jubeltraube an Freunden, Teamkollegen und Fotografen. „Es ist unglaublich, ich hab’s noch gar nicht richtig realisiert, ich bin total happy, dass ich das vollbracht hab’“, stammelte der Blondschopf.
Mit 33 Sekunden Vorsprung auf Alexander Djatschenko aus Kasachstan krönte er sich fünf Jahre nach dem Tiroler Thomas Rohregger zum Gesamtsieger. „Dieser Sieg ist sicher das Highlight meiner Karriere“, erklärte Zoidl, der in bestechender Form gefahren war. „Es gab bisher kaum eine Woche in meinem Sportlerleben, in der alles so gepasst hat wie in dieser Rundfahrt“, meinte er demütig und erschöpft.
Aber die Bodenhaftung verlor er auch nach seinem Triumph nicht: Zoidl wusste, dass der Sieg viele Väter in seinem Team benötigt hatte. „Ohne meine Teamkollegen stünde ich nicht da. Alle haben ihre eigenen Chancen hintangestellt. Das schätze ich sehr, ich werde mich sicher revanchieren“, sagte er. Zoidl gilt als Spätstarter, der erst als 15-Jähriger mit dem Radsport begonnen hatte. Eine schwere Verletzung (er wurde von einem Jeep niedergefahren) warf ihn nur kurz aus der Bahn, er kurbelte stoisch weiter Richtung Spitze.