Ein Teufelskerl am Teufelsberg


Gregor fliegt in Harrachov zum ewigen Rekord / Foto: GEPA

Jetzt hatte er also die Rekorde, der Gregor Schlierenzauer – und gleich zwei auf einen Streich, besser gesagt, an einem Tag. Innerhalb weniger Stunden hatte der Tiroler am Zauberberg in Harrachov sein höchstpersönliches Märchenstück abgeliefert. Kurz vor Mittag war Schlierenzau(b)er in dem um 24 Stunden verschobenen Skifliegen mit einer Portion Abgebrühtheit und fast unheimlichem Können bei schwierigsten Windbedingungen im tschechischen „Flugzentrum“ zum ersten Erfolg und seiner Konkurrenz sowie Matti Nykänen auf und davon geflogen.

Denn mit dem 47. Weltcup-Sieg verbannte der erst 23-jährige Überflieger den Rekord des ehemaligen finnischen Weltklassespringers (46 Siege) endgültig ins Reich der Geschichte. „Bei der Siegerehrung war ich den Tränen nahe. Das ist irgendwo ein Meilenstein, jetzt darf ich mich offiziell ‚Legende‘ nennen. Das klingt schon extrem alt, aber das ist unglaublich“, sagte Schlierenzauer kurz nach halb zwölf. Der zweitplatzierte Robert Kranjec und Jan Matura klopften ihm anerkennend auf die Schulter. Damit aber nicht genug.

Nach nur kurzer Pause, in der Schlierenzauer durch einen Interviewmarathon kaum zum Verschnaufen kam, lächelte er nur vier Stunden später wieder vom Siegespodest. Streich 48. Wodurch er mit dem Nordischen Kombinierer Hannu Manninen gleichgezogen hatte. Diesmal gratulierten bei einem ebenfalls vom Wind verzögerten und nach einem Durchgang abgebrochenen Bewerb Matura und der Slowene Jurij Tepeš.

Abermals nicht nur zum Sieg, sondern erneut zu einem Rekord: Zwei Wettkämpfe an einem Tag hatte zuvor noch nie ein Skispringer gewonnen. 200 Punkte sammelte der Gesamtweltcup-Führende (1.200), der der pausierenden Konkurrenz damit ebenfalls davongezogen war: auf dem Bakken, auf dem er in seiner stets erfolgreichen siebenjährigen Weltcup-Karriere zuvor noch keinen Erfolg verbuchen konnte. „So schnell ist die Geschichte wieder Geschichte“, grinste Schlierenzauer: „Das ist das i-Tüpfelchen, es ist definitiv etwas Einzigartiges passiert, aber das muss erst sickern.“