Wenn Caroline Reitshammer über Heimat spricht, dann ist Tirols Schwimmsport für einmal ein heller und dicker hoffnungsvoller Klecks auf der dunklen Landkarte. Was auch immer im Hintergrund über mangelnde Trainingsmöglichkeiten philosophiert, über fehlende Hallen gestichelt und über Funktionäre gestritten wurde, entlockte der 21-jährigen Hallerin bloß ein kurzes Lächeln. „Hier, in meiner Umgebung, möchte ich mich entwickeln“, nickte Reitshammer, „denn hier fühle ich mich am wohlsten.“
Reitshammer, das schwarze Haar noch in der Sonntagssonne trocknend, war zu diesem Zeitpunkt soeben dem Innsbrucker Becken entstiegen. Mit nur 0,03 Sekunden Vorsprung sicherte sie sich dort über 50 Meter Brust nach den 200 Meter Brust den zweiten Titel bei den österreichischen Meisterschaften. Auf einer schattigen Holzbank plauderte Reitshammer ein wenig über den Erfolg („Die 200 Meter waren völlig überraschend!“) und über den Ärger nach dem knapp verpassten Gold auf 100 Meter Brust („Ich war nicht sauer auf die anderen. Sondern auf mich selbst!“) sowie zum Thema Entwicklung.
Und damit zum Thema Heimat. Reitshammer ist Tirols größte Aktie für die nahe Zukunft. Sie schwimmt seit Jahren in Österreich vorne mit. Von ihrer Veranlagung her könnte sie es auch bei einer EM bis ganz nach vorne schaffen. Davon ist die ehrgeizige Athletin überzeugt. Reitshammer: „Ich habe das Potenzial. Nur kann ich es leider manchmal nicht umsetzen. Wieso? Das kann ich nicht sagen. Aber daran wird jetzt hart gearbeitet.“