Die Tür am Schanzenausgang in Willingen konnte nichts dafür. Trotzdem bekam sie vom österreichischen Skispringer Andreas Kofler einen kräftigen Tritt verpasst. Nur so vermochte der Telfeser seinem Ärger über einen total verpatzten Sprung im ersten Durchgang Luft zu machen. Denn damit war klar: Zweiter Durchgang und, noch viel schlimmer, Gelbes Trikot ade! Mit dem 45. Platz, null Punkten im Gesamtweltcup und hängendem Kopf schlich der 27-Jährige aus dem Areal der Mühlenkopfschanze.
Doch sein ärgster Verfolger Gregor Schlierenzauer, der im vergangenen Wettkampf im italienischen Predazzo bis auf drei Punkte auf Kofler aufgeschlossen hatte, nahm ihm die Führung im Gesamtweltcup auch nicht ab. Er sprang bei dem zweiten Bewerb im Rahmen der Team-Tour nur auf den 18. Platz.
Der große, lachende Sieger hieß damit Anders Bardal. Mit dem Erfolg vor Roman Koudelka und Daiki Itō durfte sich der Norweger im 20. Bewerb von insgesamt 27 das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Führenden als Nachfolger Koflers überstreifen. Zudem bauten er und das vom Tiroler Alex Stöckl betreute Team den Vorsprung in der Team-Tour-Wertung aus.
Am Vortag hatten die Norweger schon im Mannschaftsbewerb die ÖSV-Adler auf den zweiten Platz verwiesen. Es war einfach ein rabenschwarzes Wochenende für die so erfolgsverwöhnten rot-weiß-roten ÖSV-Adler. Martin Koch landete als bester Österreicher auf dem achten Platz, Thomas Morgenstern wurde 13. und neben Kofler qualifizierten sich auch Manuel Fettner, David Zauner und Wolfgang Loitzl nicht für den zweiten Durchgang.
„Wir sind nicht gut gesprungen“, gestand Cheftrainer Alex Pointner, vergaß jedoch nicht, sofort hinzuzufügen: „Aber wir haben das Skispringen nicht über Nacht verlernt!“ Der 41-jährige Innsbrucker sah das Abschneiden als einen kleinen Warnschuss und als große Chance zur Weiterentwicklung. „Jetzt gilt es, bei sich zu bleiben, die persönlichen Stärken auszuspielen und die Ruhe zu behalten.“
Auf den kühlen Kopf kommt es an, so sah es auch Schlierenzauers und Koflers Heimtrainer Markus Maurberger: „Wer jetzt die Nerven schmeißt, ist weg im Gesamtweltcup.“ Schlierenzauers erstes Fazit lautete jedenfalls: „Ich wollte zu viel und das macht beim Skispringen leider viel aus.“ Der 22-Jährige ließ seine Enttäuschung auch an keiner Tür aus, sondern setzte sich nach dem Wettkampf auf den Heimtrainer, um beim Radeln abzukühlen.