„Lang, lang ist’s her“ – es war der 12. März 2011, als das letzte Mal ein rot-weiß-roter Abfahrer vom obersten Treppchen winken konnte. In Kvitfjell hatte damals Michael Walchhofer den Siegerski in die Höhe gerissen. Nicht ganz ein Jahr danach beendete Klaus Kröll das lange Warten. Der Steirer triumphierte in Chamonix in einem Herzschlag-Rennen 0,01 Sekunden vor dem US-Amerikaner Bode Miller und dem Schweizer Didier Cuche (+0,04). Derart knappe Zeitabstände an der Spitze hatte es zuletzt am 5. Jänner 1991 in Garmisch-Partenkirchen in einer Abfahrt gegeben.
So richtig ins Schwitzen kam Kröll aber erst nach seinem Zieleinlauf. Denn da begann das lange Warten. „Echt brutal, ich habe richtig gezittert und mir nicht gedacht, dass es noch für Platz eins reichen würde. Das lange Warten war noch anstrengender als das Rennen selber“, sagte Kröll mit einem Lächeln auf den Lippen. „Das ist eine große Genugtuung. Ich habe immer gekämpft, war wieder nicht fehlerfrei, aber die Ski waren einfach perfekt.“ Um exakt 26 Zentimeter blieb der 31-Jährige vor Bode Miller.
Gerade einmal acht Hundertstel fehlten Romed Baumann auf den ersten Platz. So blieb für den Tiroler nur der undankbare vierte Platz und Romed haderte mit seinem Schicksal: „Diesmal wäre auf jeden Fall der Sieg drinnen gewesen. Aber mich hat es oben in der Panorama-Kurve rausgetragen, da war ich kurz im Tiefschnee und damit der Sieg weg“, wusste er, wo er die entscheidenden Hundertstel auf seinen ÖSV-Teamkollegen verloren hatte. „Man darf hier einfach keinen Fehler machen, weil man sofort die nötige Geschwindigkeit verliert. Und weil es hier auf jede Hundertstel ankommt, verzichtet man trotz minus 16 Grad am Start auch auf den Gesichtsschutz.“
Mario Scheiber hingegen konnte in den Sekundenkrimi nicht eingreifen. Den Tiroler plagten eine Magenverstimmung und Durchfall. „Ich habe in der Nacht starke Bauchkrämpfe gekriegt, fühle mich lasch und habe keinen richtigen Appetit“, sagte der 28-Jährige.