Wenn es noch einen Beweis gebraucht hatte – in Vikersund wurde er geliefert: Gregor Schlierenzauer ist nach seiner Knieverletzung zurück an der Weltspitze. Der Stubaier feierte auf dem größten Skiflug-Bakken der Welt einen Doppelsieg. Hatte „Schlieri“ den Erfolg am ersten Tag noch mit Johan Remen Evensen teilen müssen, so ließ er 24 Stunden später auch den norwegischen Senkrechtstarter hinter sich. Mit Flügen auf 227 und 237,5 Meter feierte der 21-Jährige seinen bereits 34. Weltcup-Sieg.
In der ewigen Bestenliste überflügelte Schlierenzauer damit die ostdeutsche Legende Jens Weißflog, der 33 Siege zu Buche stehen hat. „Da werden noch viele mehr von ihm kommen“, lobte der Deutsche, der überzeugt ist, dass Schlierenzauer „noch oft ganz oben stehen wird“. Derzeit wird er in der Spezialwertung schon als viertbester Athlet aller Zeiten gereiht. Auf Leader Matti Nykänen mit 46 Erfolgen fehlen Schlierenzauer freilich noch zwölf Siege, doch auch das scheint nicht zuletzt aufgrund seiner Jugend nicht unmöglich.
Nicht weniger stolz wird er darauf sein, neben Weißflog einen weiteren Sportler in die Schranken gewiesen zu haben: seinen Onkel und Manager Markus Prock. Der ehemalige Kunstbahnrodler feierte in seiner Karriere 33 Weltcup-Siege – sein Neffe hat ab jetzt die Nase vorne. Dabei war das Glück dem Fulpmer in dieser Saison lange nicht hold, erst spät konnte er wieder in die Siegerstraße einbiegen. Hatte sich Schlierenzauer mit seiner beim Sprungtraining in Seefeld erlittenen Bänderverletzung schon im Dezember alle Chancen auf einen Triumph bei der Vierschanzentournee genommen, zeigt die Doppelsieg für Gregor in Vikersund Formkurve im Februar steil bergauf: In Oberstdorf war er erstmals als Dritter auf das Siegespodest zurückgekehrt.
Mit dem Doppelschlag in Vikersund zeigte Schlierenzauer, dass wieder mit ihm zu rechnen ist. Und er hat sich natürlich die nötige Portion Selbstvertrauen für die Weltmeisterschaft geholt. „Es war ein Bombenwettkampf. Der zweite Sprung war aus einem Guss, vielleicht der beste in dieser Saison. Ich konnte ihn richtig genießen. Ich bin überglücklich“, freute sich Schlierenzauer, der die Bedeutung dieser zwei Siege für die anstehende Weltmeisterschaft nicht überbewerten wollte. „WM hin oder her, das ist gar nicht so wichtig. Das Gefühl ist da, der Spaß ist da. Jetzt freue ich mich auf Oslo. Nächste Woche steige ich in den Flieger ein und fange wieder bei null an.“