Es waren mit einer Ausnahme unbequeme Wahrheiten, die das grelle Licht der tobenden Zuschauermasse enthüllte. Ausgerechnet beim Nachtslalom in Flachau geriet Slalomkönigin Marlies Schild erstmals in dieser Saison ins Wanken. Auf der Hermann-Maier-Strecke konnte die Salzburgerin nicht erfüllen, was die 10.000 Zuschauer erwarteten. Gut, dass Kathrin Zettel als letzter ÖSV-Trumpf doch noch stach und eine drohende Totalpleite verhinderte.
Bereits im ersten Durchgang war viel Schatten im Flutlicht für die ÖSV-Damen: Einzig für Kathrin Zettel hielt der erste Durchgang einen Platz nahe der Sonne bereit. Doch auch sie war als Sechste knapp eine Sekunde hinter der Führenden Tanja Poutiainen (FIN). Marlies Schild, die Dominatorin der bisherigen Slalomsaison, musste sich dagegen erstmals in einer ungewohnten Situation zurechtfinden: Platz elf leuchtete neben ihrem Namen auf, als die letzte ihrer Konkurrentinnen im Ziel war.
Sie sei nicht unschlagbar, hatte Schild trotz ihrer Dominanz immer wieder beteuert. Doch so wollte sie sich selbst natürlich nicht bestätigen: „Das war eigentlich der Ski, mit dem ich immer gefahren bin, aber wahrscheinlich ist die Kante schon etwas zu dünn gewesen“, fand die vierfache Saisonsiegerin eine Erklärung.
Dunkle Erinnerungen hatten nach dem ersten Lauf auch die übrigen ÖSV-Damen. Nicole Hosp musste sich erneut ohne Weltcuppunkte bei einem Slalom-Heimweltcup verabschieden. „Es fuchst mich zurzeit einfach im Slalom“, ärgerte sich die Tirolerin: „Ein einfaches Training wäre einmal wichtig, denn da bekommt man schneller wieder Sicherheit. Wir haben neben dem Training auch schwere Rennen gehabt und es ist nicht so förderlich für das Selbstvertrauen, wenn es nicht so gut läuft.“
Enttäuscht zeigte sich auch Michaela Kirchgasser: 19. nach dem ersten Durchgang, fädelte sie im zweiten schnell ein. Trotzdem fuhr sie zu den Fans ins Ziel, obwohl das knapp 1.000 Schweizer Franken Strafe kostet. „Vielleicht bin ich teilweise zu deppert zum Skifahren“, hatte sie vorher in einem Interview gesagt. Bei Marlies Schild war dagegen eher auch Pech im Spiel. Ein Kantenfehler im zweiten Lauf bedeutete früh das Aus aller Comeback-Hoffnungen. Stattdessen fiel sie schmerzhaft, aber folgenlos auf den Ellbogen.
Gut, dass noch eine oben war, die sich mit Schmerzen auskennt: Kathrin Zettel. Die 24-Jährige fuhr wie in besten Tagen und war im Ziel zwischenzeitlich Erste. Schade, dass am Ende „nur“ der undankbare vierte Platz blieb. Den Sieg teilten sich die zeitgleichen Tanja Poutiainen und Maria Riesch. Die Deutsche baute ihren Vorsprung im Gesamtweltcup damit kräftig aus. Zettel strahlte trotzdem: „Ich komme langsam. Diesmal waren die anderen noch besser.“