Gregor Schlierenzauers Körper und Miene sprach gleichsam Bände. Bei der Siegerehrung nach dem zweiten Springen in Engelberg stand der ÖSV-Adler noch gerader als sonst auf dem hart erkämpften obersten Podest. Damit überragte der 1,81 große Superadler seinen neun Zentimeter kleineren Konkurrenten Simon Ammann noch einmal mehr. Für ihn war das einfach mehr als „nur“ ein Weltcupsieg.
Es sah aus, als wollte er seinen wahrscheinlich härtesten Konkurrenten im Kampf um den Tourneesieg und in der Gesamtweltcup-Wertung sagen: „Schau her, ich bin wieder ganz oben.“ Zu einem Zeitpunkt, der nicht besser sein hätte können. An einem Ort, der nicht besser sein hätte können. „Der Sieg war enorm wichtig für mich“, gab Schlierenzauer freudestrahlend zu. Endlich war es ihm nach fünf Wettkämpfen wieder gelungen, den Gesamtweltcup-Führenden aus der Schweiz in die Schranken zu weisen! Einen Tag, nachdem es genau andersherum war.
Der Zeitpunkt war für Schlierenzauer aus zwei Gründen so perfekt. Erstens, weil es ihm genau beim letzten Springen vor der Tournee gelungen war, Ammann abzufangen. Schließlich hat für beide der Tourneesieg oberste Priorität. „Jetzt weiß Simi wieder, dass ich jederzeit gewinnen kann“, betonte der Fulpmer. Zweitens, weil er in Ruhe in die Weihnachtstage gehen kann.
Der Ort war für ihn perfekt, weil er Ammann ausgerechnet bei dessen Heimweltcup, wo ihn 8500 Zuschauer anfeuerten, den Sieg wegschnappte. Schlieri selbst feierte dort seinen zweiten Erfolg nach 2005. Und noch zwei Vorteile hob Schlierenzauer selbst hervor: „Dass ich mit Wuff (Loitzl) noch jemanden im Team habe, der mithalten kann. Diesen Vorteil hat Simi nicht. Und dass die Sprünge noch nicht auf meinem höchsten Niveau waren“, sagte er, stieg mit erhobenen Kopf ins Auto und fuhr mit seinen Eltern heim.