Jetzt weiß auch Brand, wo Cordoba liegt


Österreichs Handballer schrieben in Innsbruck Geschichte / Foto: Parigger

Hochkarätige Gegner wurden zur Handball-EM-Generalprobe in die Innsbrucker Olympiahalle geladen – Deutschland, Schweden und Tunesien. Und die Gastgeber überzeugten in allen drei Spielen. Selbst in der dritten Partie des Vierländerturniers hatten Österreichs Handballer eine überzeugende Leistung geboten, war von Müdigkeit nichts zu sehen.

Die Schützlinge von Neo-Trainer Dagur Sigurdsson besiegten nach dem sensationellen 32:30 gegen Weltmeister Deutschland auch den mehrfachen Afrikacup-Sieger Tunesien mit 37:32 (20:13). Das ÖHB-Team begann gegen die Nordafrikaner recht druckvoll, ging sofort in Führung und ließ nie einen Zweifel am Sieger aufkommen. Zur Halbzeit führten Szilagyi und Co. bereits mit sieben Toren und konnten diesen Vorsprung sogar auf plus zehn ausbauen (40. Minute). Dann kam eine kleine Schwächeperiode, die die Tunesier nützten, um den Rückstand auf vier Tore zu verkürzen. Im Finish behielt das ÖHB-Team die Nerven und brachte den Vorsprung über die Runden.

Insgesamt war es für Österreich und den neuen Nationaltrainer, den 34-jährigen Isländer Dagur Sigurdsson, ein hervorragendes Turnier. Zum Auftakt gab es gegen den vierfachen Welt- und vierfachen Europameister Schweden, der in Top-Besetzung angetreten war, „nur“ eine 26:30-Niederlage, an den beiden folgenden Tagen folgten die Siege gegen Deutschland und Tunesien.

Vor allem die Partie gegen den Erzrivalen wird noch lange in Erinnerung bleiben. „Oh wie ist das schön, oh wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen, so schön, so schön!“ Die 4000 Fans in der Innsbrucker Olympiahalle standen Kopf. Sie konnten es ebenso wenig fassen wie die Spieler auf dem Feld. Österreich hatte gerade den amtierenden Weltmeister Deutschland mit 32:30 abserviert – der helle Wahnsinn! „Im Handball gibt es kein Cordoba wie im Fußball“, tönte der deutsche Teamchef Heiner Brand noch vor dem Turnier. Und wie es das gibt! Es heißt in diesem Fall nicht Cordoba, sondern Innsbruck.

„Ich habe es befürchtet, aber man hat es mir nicht geglaubt“, analysierte ein grantelnder Heiner Brand. Ganz sachlich hingegen Dagur Sigurdsson: „Ich habe meiner Mannschaft Tipps gegeben, die haben sie befolgt. Zudem haben uns die Zuschauer zum Sieg getragen.“ In Halbzeit eins zeigten die Deutschen noch ihre Weltklasse. Österreich spielte Handball, Deutschland zelebrierte es (14:18). Dann kam das ÖHB-Team wie ausgewechselt aus der Kabine, spielte den Erzfeind phasenweise an die Wand.

Das Turnier zeigte aber auch – Innsbruck ist bereit für die Handball-EM 2010. Besonders das Publikum – etwa 4500 Fans – ging sensationell mit. Von einer „Totengräberstimmung“ wie beim Daviscup-Duell war man meilenweit entfernt. Der Handball-Leckerbissen hat bewiesen, dass die Tiroler Fans ein wichtiger Faktor für das Nationalteam sein können.