In Wirklichkeit hatten nicht einmal mehr die eingefleischtesten Fans einen Cent auf die Swarco Raiders gesetzt, die dank Vikings-Schützenhilfe gerade noch ins Finale – natürlich gegen die Vienna Vikings – gerutscht waren. Zu unterschiedlich, allerdings ohne große Höhepunkte, war die Saison der Tiroler verlaufen, während Finalgegner Wien nebst der größeren Klasse auch noch den Heimvorteil zu seinen Gunsten wähnte. Aber in diesem Fall bewahrheitete sich eine alte Boxerweisheit – angeschlagene Gegner sind am gefährlichsten. Weil sie nichts mehr zu verlieren haben. Was dabei herauskam? Am Ende der verrückten Saison schafften Tirols Footballer ihren zweiten Meistertitel nach 2004. Weil sie in einem denkwürdigen Meisterschaftsfinale die Vienna Vikings mit 43:19 von der Hohen Warte schossen. Und das förmlich aus dem Nichts heraus, ohne Unterstützung von den Rängen. Denn die 200 mitgereisten Fans waren mit ihrem Bus stundenlang im Stau gestanden und erst in letzter Sekunde angekommen. Die Cheerleaders wiederum versäumten den Auftakt, der den Gastgebern perfekt gelang, nach nur zwei Minuten stand es 7:0 für die Wiener. Bei den Raiders lief nichts glatt. Das Laufspiel verpuffte im Ansatz, die Pässe von Coach und Quarterback Geoff Buffum landeten im Nirgendwo. Niemand setzte mehr auf die Raiders. Ein Fehler, denn Moral hatte die Tiroler schon die ganze Saison ausgezeichnet. Jakob Dieplinger fing kurz nach dem Beginn des zweiten Viertels zur Überraschung aller einen Pass in der Endzone. Der Beginn eines geschichtswürdigen Comebacks. Dann folgte der große Auftritt von US-Boy Chris Rosier. Nach einem Kick off der Vikings schnappte er sich den Ball und lief und lief und lief – bis in die Endzone. Über 80 Yards legte Rosier zurück und brachte seine Raiders in Führung.