An sich gewinnt im Motorsport stets der Schnellste, steht nach einem Rennen oder einer Serie meist der Sieger fest. Aber es gibt Ausnahmen. Dort, wo Verbände mitplaudern, Regeln nicht immer klar sind. Norbert Siedler, Tirols großes Motorsporttalent, kann ein Lied davon singen. Oder sich mit dem Gedanken daran trösten, dass gut Ding eben seine Zeit braucht. Und so wurde der 23-Jährige vom italienischen Motorsportverband erst jetzt zum Formel 3000-Europameister gekrönt. Mit 164 Tagen Verspätung. Was war geschehen?
Siedler hatte sich Anfang Oktober 2005 beim Finale der Formel-3000-EM in Monza hinter seinem einzig verbliebenen Widersacher Max Busnelli auf Platz zwei eingereiht. In der festen Meinung, dass dies aufgrund eines Plus an Pole-Positions zum Championat reichen würde.
Weil jedoch das Reglement von der Vermarktungsagentur der Rennserie ein wenig anders ausgelegt wurde, bekam Busnelli den Meisterschaftspokal überreicht, während Siedlers Team ADM Motorsport beim italienischen Automobilsportverband CSAI Protest einlegte. Spät, aber doch gab es nun eine salomonische Entscheidung, wurden Busnelli und Siedler mit Titelehren bedacht.
In Abwesenheit des 23-jährigen Tirolers, der bei Testfahrten in Fontana weilte, übernahm sein Manager Edi Nikolic die wertvolle Trophäe aus den Händen von Sportdirektor Roman Fazio und Formel-1-Star Giancarlo Fisichella. „Ich wäre natürlich gerne dabei gewesen“, seufzte Siedler nach seiner Rückkehr aus Kalifornien und lobte die sportlich faire Entscheidung.